Die Firmenkonkurse sind in der Schweiz auch wegen der auslaufenden Überbrückungshilfen während der Corona-Pandemie auf ein Rekordniveau geklettert. Bei kreditgebenden Banken sind die Pleitiers aber noch kein Grund zur Besorgnis.
Das eingetrübte Wirtschaftsklima in der Schweiz wird nun auch an den Konkursen ersichtlich: Im abgelaufenen Jahr wurden erstmals mehr als 10'000 Firmenpleiten verzeichnet. Wie der Gläubigerverband Creditreform am Donnerstag mitteilte, stiegen die Firmenkonkurse um fast 37 Prozent auf 10'126 Schliessungen. Davon waren rund zwei Drittel auf Konkurse infolge von Überschuldung und ein Drittel auf Mängel in der Organisation zurückzuführen.
Creditreform rechnet im 2023 nicht mit einer Entspannung. Der Krieg in der Ukraine, die teilweise erheblich gestiegenen Energiekosten, die hohe Inflation im Euroraum und die in vielen Ländern wohl unvermeidliche Rezession dürften für viele Firmen nicht mehr zu stemmen sein, heisst es. Zu einem ähnlichen Befund kommt die Allianz Trade in einer internationalen Studie, wie finews.ch berichtete. Demnach dürften die Unternehmensinsolvenzen in der Schweiz im Jahr 2023 um weitere fünf Prozent steigen.
Teils absichtliche Verwahrlosung
Der grosse Zuwachs der Pleiten wegen Organisationsmängeln um über 46 Prozent deutet gemäss Creditreform darauf hin, dass einige dieser Unternehmen bewusst von ihren Organen in einem verwahrlosten Zustand zurückgelassen werden, um sich so der Verantwortung zu entziehen. Es fehlten etwa gesetzlich vorgeschriebene Organe, ein Geschäftsdomizil, eine Revisionsstelle oder ein formaler Beschluss des Verwaltungsrats, auf eine Revision zu verzichten.
Die Zahlen sind laut Creditreform nur bedingt mit dem Vorjahr zu vergleichen. In den beiden Coronajahren 2020 und 2021 seien viele schon damals unvermeidliche Konkurse von sogenannten «Zombie-Unternehmen» durch die staatlichen Unterstützungsmassnahmen hinausgezögert worden. Nachdem diese ausgelaufen sind, müssten Firmen, deren Liquidität aufgebraucht ist, jetzt ihre Bilanz deponieren.
Corona-Kredite laufen aus
Die sogenannten Covid-19-Kredite müssen innerhalb von acht Jahren zurückgezahlt werden, wobei die Amortisationen zwischen den Unternehmen und den kreditgebenden Banken vereinbart werden. Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) hatte den am Kreditprogramm teilnehmenden Banken empfohlen, mit den Rückzahlungen ab Ende März 2022 zu beginnen. Bleiben fällige Zahlungen eines Covid-19-Kredits aus, kann die Bank die Forderung an eine Bürgschaftsorganisation zur Forderungsbewirtschaftung abtreten.
ZKB auf Kurs
Wie andere Banken orientiert sich auch die Zürcher Kantonalbank (ZKB) an diesen Empfehlungen. Sie führte ab dem vergangenen Frühjahr die Reduktion der Covid19-Bund-Kredite ein, damit diese bis 2027 vollständig zurückbezahlt sind.
Wie die ZKB gegenüber finews.ch erklärte, konnten nicht alle Kreditnehmer die Rückzahlung leisten. Dabei habe die Bank – in Absprache mit den Bürgschaftsgenossenschaften – bisher mit einem Reduktionsaufschub kulant reagiert.
Insgesamt führte die ZKB vom ursprünglich ausbezahlten Kreditvolumen von rund 800 Millionen Franken bisher über 40 Prozent zurück. Damit liegt das Institut gemäss eigenen Angaben bei den Rückführungen leicht über dem schweizerischen Durchschnitt.