Kaum hat Petrus Advisers den Druck auf die Temenos-Führung erhöht, erhält der Minderheitsaktionär Verstärkung – von einem Schweizer Vermögensverwalter.
Im Aktionariat von Temenos wächst das Misstrauen gegen die Führungsspitze. Nach dem britischen Aktivisten Petrus Advisers gesellt sich mit Helvetic Trust ein weiterer Minderheitsaktionär in das Lager der Rebellen, die eine Absetzung von Konzernchef Max Chuard und Verwaltungsratspräsident Andreas Andreades fordern.
Der Zürcher Vermögensverwalter ist gemäss einer Mitteilung vom Donnerstag seit einigen Wochen als Aktionär beim Genfer Bankensoftware-Unternehmen Temenos engagiert. Der Finanzdienstleister stellt sich jetzt öffentlich an die Seite von Petrus und plant zugleich, den Druck auf das Genfer Unternehmen mit einem Ausbau der Beteiligung von zurzeit noch 1 Prozent zu erhöhen.
Vorwurf der Unfähigkeit
Der Bankensoftware-Hersteller ist spätestens seit der Publikation der jüngsten Quartalsergebnisse in Erklärungsnotstand geraten. Nach der Bekanntgabe einer scharfen Gewinnwarnung wurden die Titel an der Börse massiv abgestraft, und die Kritik an einer verfehlten Strategie wurde lauter.
Diese Woche bezichtigte Petrus Advisers den CEO dann in einem Brief offen der Lüge und forderte den Abgang des Präsidenten. Diesem gelinge es nicht, erstklassige Talente anzuziehen und zu halten, so der Vorwurf.
Petrus ist ausserdem verärgert, weil das Management in der Vergangenheit das Interesse von Private-Equity-Investoren ignorierte, obwohl deren Offerten offenbar deutlich über dem damaligen Aktienkurs gelegen hätten. Seither hat sich der Temenos-Kurs rund halbiert.
Wo steht Martin Ebner?
Die Softwareschmiede zeigte sich auf die happigen Vorwürfe von Petrus bisher gelassen. Die Umstellung auf ein Abonnementsmodell (SaaS) schreite gut voran, und die unlängst aufgetauchten Probleme bei der Vertriebsabwicklung würden angepackt. Ausserdem begrüsse Temenos das Engagement mit allen Aktionären, hiess es auf Anfrage von finews.ch.
Dieser Dialog dürfte mit dem «Coming-out» von Helvetic Trust nicht einfacher werden. Am Markt fragt man sich nun, wann sich Martin Ebner, der einen Anteil von etwa 10 Prozent an Temenos hält, zu Wort meldet.