McKinsey zählt Banken zu ihren besten Kunden. Jetzt rüttelt die Beratungsfirma die Branche auf: In den kommenden 24 Monaten werde sich entscheiden, wer vorausgeht – und wer hinterherhinkt.
Die Banken sind in der Corona-Pandemie vom Schlimmsten verschont geblieben. Anders als bei der Finanzkrise von 2008 hätten die Banken diesmal keine aussergewöhnlichen Verluste, keinen erheblichen Kapitalbedarf und keine Übernahme durch «weisse Rittern» erleiden müssen: Das ist das Fazit des renommierten Beratungsunternehmens McKinsey in seiner jährlichen Bankenstudie.
Doch der Blick nach vorn sei getrübt. Bei der Rentabilität zeige sich, dass sich die Lücke zwischen den Besten im Feld und den Nachzüglern vergrössert habe. Die Hälfte der Banken würden ihre Eigenkapital-Kosten nicht decken.
Bewertungskluft gewachsen
Im Verhältnis von Marktwert zu Buchwert habe sich die Kluft zwischen den besten und den schlechtesten Geldhäusern noch vergrössert. Heute reiche das Spektrum an den Börsen vom Siebenfachen bis weit unter die Hälfte.
Dieses Auseinanderdriften beruhe zum Teil auf den Regionen, in denen die Finanzinstitute tätig sind, auf ihrer relativen Grösse und auf ihrer Ausrichtung auf bestimmte Segmente. In Nordamerika ist die Eigenkapital-Rendite der Banken im Jahr 2020 auf 8 Prozent von 12 Prozent im Vorjahr gesunken, in Europa hat sie sich auf 3 Prozent halbierte, während sie in Asien um einen Prozentpunkt sank, betonen die Autoren.
Kurzes Zeitfenster
Zudem seien die Unternehmen der Finanzbranche tiefer bewertet als alle anderen Industrien. Die Banken insgesamt würden zum Buchwert gehandelt, während alle anderen Branchen im Schnitt mit Faktor 3 bewertet würden. Die Schweizer Grossbank UBS handelt derzeit leicht über Buchwert, die Lokalrivalin Credit Suisse noch deutlich darunter.
Ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell, finden die McKinseyaner, müsse drei wesentliche Elemente enthalten: Eine starke Kundenbindung, Wachstum bei profitablen Zusatzdiensten sowie Agilität und Schnelligkeit, um organisch und über Zukäufe zu wachsen.
Zwar sei man noch weit davon entfernt, die Pandemie für überwunden erklären zu können. Doch trotzdem dränge die Zeit. Etwa zwei Drittel der Wertschöpfung eines gesamten Konjunkturzyklus würden in den ersten zwei Jahren nach einer Krise geschaffen.