Die Preise für Wohnimmobilien sind im vergangenen Krisenjahr nicht eingebrochen – im Gegenteil. Damit ist der Boden für eine weitere Hausse im Betongold gelegt.
Als im vergangenen März auch der Immobilienmarkt zufror, ging in der Schweizer Bankenszene die Angst um: Grosse Akteure wie die UBS erwarteten einen Preisrutsch und rechneten fieberhaft nach, ob und wie diese Befürchtung das ganze Geschäft in den Strudel reissen könnte.
Mit Blick aufs Gesamtjahr 2020 ist aber zumindest für Wohnimmobilien Entwarnung angesagt. Der befürchtete Preiseinbruch ist ausgeblieben, mehr noch: Die in Inseraten ausgeschriebenen Eigenheimpreise sind stark gestiegen.
Höhere Summen
Laut dem Swiss Real Estate Offer Index, der vom Suchdienst Immoscout 24 in Zusammenarbeit mit dem Immobilien-Beratungsunternehmen Iazi erhoben wird, wurden Einfamilienhäuser Ende 2020 zu 5,6 Prozent höheren Summen angeboten als zu Jahresbeginn.
Bei den Eigentumswohnungen liegt die Steigerung mit 5,5 Prozent praktisch ebenso hoch. «Im Auf-und-Ab der Corona-Pandemie kannten die Preise für Wohneigentum also nur eine Richtung – nach oben», teilten die Herausgeber des Index’ am Dienstag mit.
Run auf Rendite
In der Tendenz gestiegen sind laut der Erhebung auch die Wohnungsmieten und zwar im Schnitt um 1,1 Prozent. Beigetragen haben dazu die Genfersee-Region, in der die Angebotsmieten im Jahresverlauf um 2,5 Prozent zugelegt haben, aber auch die Grossregion Zürich (1,2 Prozent) und die Ostschweiz (1,3 Prozent). Im Mittelland stagnierten die Angebotsmieten indessen, im Tessin sanken sie gar um durchschnittlich 2,6 Prozent.
Dies dürfte weitere Interessenten in den bereits heiss gelaufenen Markt für Rendite-Liegenschaften gelockt haben, während Immoscout 24 und Iazi einen weiteren Bedarf nach Wohneigentum ausmachen. Corona habe viele Menschen dazu gebracht, ihre Wohnsituation zu überdenken, so die Experten: «In den meisten Fällen mit eindeutigem Resultat: Der Wunsch nach mehr Raum, mehr Wohnfläche, wenn möglich im Eigentum.»
Zweite Corona-Welle ignoriert
Die Preise würden einen entsprechenden Aufwärtsdruck zeigen, dem allerdings die Spätfolgen der Coronakrise wie eine erhöhte Arbeitslosigkeit gefährlich werden könnten.
Ebenfalls am Dienstag stellte der Vergleichsdienst Comparis fest, dass sich auf der Finanzierungsseite die Hypotherkarzinsen im vergangenen vierten Quartal kaum bewegten. «Im Gegensatz zur ersten Corona-Welle ignorierten die Hypothekarzinsen im Schlussquartal 2020 die zweite Welle», hiess es dazu in einer Mitteilung.
In den kommenden Monaten komme nun mehr Dynamik in den Hypozinsmarkt, prognostizierte der Vergleichsdienst: Zehnjährige Festhypotheken gibt es demnach bereits ab 0,61 Prozent, fünfjährige für 0,54 Prozent.
Kein reiner Segen für die Banken
Günstige Finanzierungsmöglichkeiten treffen demnach auf einen Nachfrage-Überhang: Die Karten für einen weiteren Anstieg der Preise im Markt für Wohnimmobilien scheinen damit gemischt.
Aus Sicht der Banken ist dies allerdings nicht nur ein Segen. Laut Comparis wird sich die Konkurrenz von branchenfremden Anbietern im Hypogeschäft noch intensivieren, was generell auf die Margen drückt.
Warnung von Raffeisen
Ebenfalls ist davon auszugehen, dass die Rechnung für die Coronakrise erst in den nächsten Monaten präsentiert wird – die Raiffeisen Schweiz, die Nummer eins in der Immobilienfinanzierung, hat diesbezüglich bereits vergangenen Dezember gewarnt.