Der Co-Gründer Francisco Fernandez verkauft Avaloq nach Japan – und kann sich trotzdem bei der Bankensoftware-Spezialistin halten. Das ist nicht der einzige Sieg, den er mit der Transaktion errungen hat, wie finews.ch aufzählt.

1. Viel Geld für den Gründer

Es ist ein stolzer Preis, zu dem Avaloq nun als Ganzes über den Ladentisch geht. Wie auch finews.ch am (heutigen) Montag berichtete, zahlt der japanischen Software-Konzern NEC ganze 2,05 Milliarden Franken für 100 Prozent an der grössten Schweizer Bankensoftware-Schmiede. Davon profitiert der 57-jährige Präsident und Co-Gründer Francisco Fernandez nicht zu knapp. Er hielt zuletzt 28 Prozent am Unternehmen, womit sein Anteil am Unternehmen nun bei einem Wert von rund 574 Millionen Franken zu stehen kommt.

Enorm viel Geld – vor allem, wenn bedacht wird, dass Fernandez bereits Anfang 2017 eigene Anteile an den US-Finanzinvestor Warburg Pincus veräusserte, als dieser für rund 350 Millionen Franken bei Avaloq einstieg.

2. Eine Wunschfirma gefunden

Für Fernandez bringt der Deal nicht nur eine Menge Geld. Mit der japanischen NEC Corporation hat der Schweizer Unternehmer auch einen Wunschkäufer gefunden. Denn Fernandez schwebte stets ein Schulterschluss mit einem Technologiekonzern vor. In der Vergangenheit hätte er am liebsten mit den US-Tech-Riesen Apple oder Google zusammengespannt.

Dass es nie soweit kam, hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass Fernandez trotz all seiner Visionen und Träume tief im Innersten der nüchterne Informatiker geblieben ist – dies im Gegensatz zu den flamboyanten Tech-Geeks aus dem Silicon Valley. Mit seiner Mentalität ist Fernandez bei den Japanern letztlich besser aufgehoben.

3. Dem Patt mit Warburg Pincus entkommen

Beim Einstieg 2017 malten der neue amerikanische Grossaktionär Warburg Pincus und die Avaloq-Führung noch ein rosiges Bild der Zukunft. Mit frischen Mitteln ausgestattet, wollten sie gemeinsam das Geschäft in Märkten wie den USA und Asien forcieren, mittelfristig stand ein Börsengang auf der Agenda. Die Beziehung kühlte sich ab, als der Turnaround der Banken-IT-Spezialistin nicht die erhofften Früchte trug und das Wachstum schwach blieb; am Ende kam es zu einem Patt zwischen dem Investor und Fernandez, der scheinbar nur mit einem Verkauf von Avaloq überwunden werden konnte.

Diese Transaktion ist nun Tatsache. Warburg Pincus verabschiedet sich, während Fernandez selber bei Avaloq im Rennen bleibt. Damit hat er nun zumindest aufs Erste wieder freie Hand.

4. An der langen Leine?

Fernandez’ zukünftige Rolle bei Avaloq ist zwar noch nicht definiert. Es ist aber wahrscheinlich, dass die Japaner, die sich mit dem Kauf erstmals ins Fintech-Territorium vorwagen, nicht auf die Dienste und das Kontaktnetz des Schweizers verzichten. Er dürfte deshalb zumindest nach aussen hin das Gesicht des Bankenzulieferers bleiben. Japan ist derweil geographisch und kulturell weit entfernt vom Zürcher Avaloq-Hauptsitz. Ein weniger exotischerer Käufer oder Finanzinvestor hätte wohl ein strengeres Regime geführt, als es NEC wohl je ausüben wird.

5. Arbeit auf sicher