Die Credit Suisse reagiert auf umstrittene Verbindungen zum Softbank-Imperium des japanischen Milliardärs Masayoshi Son. Auf eine interne Prüfung könnten bald weitere Massnahmen folgen, wie Recherchen zeigen.
Der öffentliche Druck zeitigt offensichtlich Folgen. Wie die Credit Suisse (CS) nach Berichten von Schweizer und angelsächsischen Medien gegenüber finews.ch bestätigte, unterzieht sie ihre Supply Chain Finance Fonds einer Prüfung. «Wir prüfen bestimmte Aspekte der Angelegenheit, wie es in solchen Fällen üblich ist», heisst es dazu bei der Bank.
Laut gut informierten Quellen dürfte die Grossbank um eine schrittweise Entflechtung zwischen den Fonds und dem Telekom- und Medienkonzern Softbank des japanischen Milliardärs Masayoshi Son bemüht sein. Als erster Schritt würde sich der Rückzug von Softbank aus den CS-Fonds aufdrängen. Das könnte relativ rasch über die Bühne gehen.
Eine Anfrage beim japanischen Unternehmen blieb ohne Antwort; die Schweizer Bank enthielt sich dazu eines Kommentars.
Wegen Wework-Debakel in der Kritik
Die Supply Chain Finance Fonds hatte die Grossbank im Jahr 2017 zusammen der australischen Finanzgesellschaft Greensill Capital aufgelegt. Mit den Geldern der Investoren werden Forderungen von Lieferanten an Unternehmen vorfinanziert. Im Jargon wird dies «Reverse Factoring» genannt. Die Fonds verwalten derzeit rund 7,5 Milliarden Dollar Vermögen.
Seit Wochen befinden sich die Investments wegen eines Knäuels von Bezugspunkten zu Softbank im Rampenlicht. Dieser steht wegen seiner aggressiven Startup-Investitonen in der Kritik; die Büro-Vermieterin Wework, welche dank wiederholten Geldspritzen von Sons Firma mit bis zu 47 Milliarden Dollar bewertet war, kämpft derzeit ums Überleben.
Wie von guten Kennern der Vorgänge zu erfahren war, handelt es sich bei der von der CS eingeleiteten Prüfung um eine juristische Durchsicht von Unterlagen und Dokumenten zu den Fonds.
Viele Fäden
Zu reden gibt etwa der Umstand, dass der CS-Greensill-Fonds teils in Firmen investiert, an denen auch die Softbank via die Beteiligungs-Plattform Vision Fund beteiligt ist. Die CS-Anleger legen demnach ihr Geld Seite an Seite mit Softbank an. Zudem: Der Vision Fund ist mit einem Einsatz von 1,4 Milliarden Dollar auch Geldgeber von Greensill Capital.
Solche Kreuzverbindungen sind nicht selten im Finanzwesen. Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) aber diesen Juni berichtete, ist Softbank direkt in die CS-Greensill-Fonds investiert. Dies hat die Frage aufkommen lassen, ob Softbank Unternehmen, in die der Vision Funds investiert ist, effektiv finanzielle Unterstützung gewährt, indem er deren Lieferanten über den CS-Greensill-Fonds im Voraus bezahlt.
Geld von der CS geliehen?
Die «Financial Times» hatte zuvor schon berichtet, dass Milliardär Son auch bei den Schweizer Banken CS, Julius Bär, J. Safra Sarasin und der Liechtensteiner LGT Geld aufgenommen und Softbank-Aktien als Sicherheit hinterlegt hat. Es geht um erkleckliche Summen: Um in den Vision Fund zu investieren, gab Son dem Bericht zufolge etwa 40 Prozent seiner Aktien als Sicherheit für Darlehen von 19 Banken. Trifft dies zu, ergäbe sich für die CS noch eine weitere Verbindung zum umtriebigen Milliardär.
Wie finews.ch analysierte, offenbaren sich damit Nachteile der Entrepreneur-Bank-Strategie der CS: Mit reichen Unternehmern werden möglichst viele Geschäftsbeziehungen angestrebt.
Mitte Juni hatte die CS gegenüber finews.ch zu Protokoll gegeben, dass zu den Supply Chain Finance Fonds teils ungenaue und irreführende Medienberichte veröffentlicht worden seien. «Es gibt keinen Interessenkonflikt – Investitionsentscheidungen der Fonds erfolgen unabhängig von den Fonds-Investoren. Credit Suisse Asset Management hat die alleinige Entscheidungskompetenz bei der Titelauswahl. Zudem gelten strenge Investment- und Diversifikationsregeln, und die Fonds werden nur an qualifizierte Anleger vertrieben», hiess es damals.