Der amerikanische Fondsriese nimmt verstärkt Einfluss auf seine Portfolio-Firmen. Im vergangenen Januar wurde Blackrock auch bei der Grossbank UBS und dem Asset Manager GAM vorstellig.
Larry Fink ist von den Ereignissen überholt worden. In seinem traditionellen Brief an die Firmenchefs hatte der CEO des weltgrössten Vermögensverwalters Blackrock letzten Januar noch den Klimawandel als fundamentales Risiko für die Finanzmärkte definiert. Es ist dann jedoch der Coronavirus gewesen, der seit vergangenem März die Weltwirtschaft in Bann hält.
Das hinderte Blackrock nicht daran, am in Finks Brief formulierten Szenario festzuhalten und daraus Massnahmen zu mehr Nachhaltigkeit und guter Unternehmensführung (ESG) abzuleiten. Wie der US-Fondsriese am Montag mitteilte, hat er auf dieser Basis nun einen Investmentstandard definiert, der Nachhaltigkeit umfassend in den Investmentprozess integrieren soll.
Mehr Dialog
Die Folge davon sind nicht nur der Ausstieg aus Investments in Kohle-Kraftwerke oder -Bergbau oder der Ausbau der eigenen ESG-Fondspalette, sondern auch verstärktes «stewardship». Gemeint ist die Einflussnahme auf die Führung der Firmen, in die Blackrock für die Anlagekunden investiert. Dieser «Dialog» wurde laut der Mitteilung in diesem Jahr erstmals mit den Uno-Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) abgeglichen.
Vor allem aber nannte der Finanzriese nun auch die Namen der Unternehmen, bei denen er vorstellig wurde.
Im Schweizer Finanzwesen waren dies im ersten Jahresviertel die Grossbank UBS und der Asset Manager GAM. Beim Zürcher Fondshaus mussten dabei nicht weniger als sechs von elf möglichen Themenfeldern besprochen werden. So gab etwa die Entlöhnung des Verwaltungsrats ebenso zu reden wie der Umgang mit Risiken, die Unternehmensstrategie und die Personalpolitik. GAM hat bereits vorgewarnt, dass sich der Personalbestand bis Ende 2020 auf rund 680 Vollzeitstellen reduzieren wird, im Vergleich zu 817 Vollzeitstellen Ende 2019.
Hinter den Kulissen
Bei der UBS wiederum wurde Blackrock wegen der Firmenstrategie vorstellig. Der Inhalt der Unterredung bleibt geheim. Die Grossbank muss ihren Eignern jedoch zeigen, dass sie mehr Profit aus den rund 2,3 Billionen Dollar an verwalteten Vermögen zu schlagen weiss.
Blackrock verfügt für solche Dialoge auch bei Schweizer Konzernen oft über einige Hebelkraft. Aufgrund seiner vielen Fonds und Indexprodukte ist der Vermögensverwalter bei zahlreichen hiesigen Bluechip-Firmen Grossaktionär; bei der UBS etwa sind die Amerikaner mit 4,99 Prozent Anteil die grössten Einzelaktionäre. An der Credit Suisse halten sie 4,17 Prozent.
Bis jetzt machte Blackrock dieses Gewicht meist hinter den Kulissen geltend und verzichtete auf öffentliches Getöse. Doch das könnte sich ändern, seit Blackrock die Nachhaltigkeit-Schiene forciert und dem Brief ihres Oberchefs Fink Taten folgen lässt.