Immer mehr Kaderangestellte verlassen das britische Digitalbanken-Einhorn Revolut. Gleichzeitig baut die Bank Stellen ab, will aber schwarze Zahlen schreiben. Wie lange noch, bis das Unternehmen in Schieflage gerät?
Die Negativmeldungen häufen sich allmählich: Bereits im April hat finews.ch berichtet, dass auf der Teppichetage der britischen Digitalbank Revolut ein wahrer Exodus stattfindet, nachdem nacheinander acht Personen in Schlüsselpositionen den Bettel hingeworfen und gekündigt haben.
Nun werden weitere Abgänge bekannt, dieses Mal trifft es die Personalabteilung der Digitalbank: Wie die britische «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) berichtet, sind die Leiterin für Kultur und Engagement, Sukhi Ghataore, die Leiterin für globale Mobilität, Holly Maria Creed, die Direktorin für Vergütungen und Leistungen, Tatiana Collins, und Terry Marriott, der für Umwelt, Gesundheit und Sicherheit zuständig war, von Bord gegangen.
Alle waren nur wenige Monate bei Revolut tätig. Auch bereits wieder weg sind Frederique Prevost, die ehemalige Leiterin für Lernen und Entwicklung der Bank, und Janet Hitchen, die Leiterin der internen Kommunikation.
Stellenabbau und Kündigungen
Die Gründe seien einerseits das ambitionierte Haifischbecken-Klima innerhalb des Unternehmens, gleichzeitig aber auch, dass an allen Ecken und Enden gespart werde, so dass man als Kaderperson für sein Team gar kein Budget zur Verfügung habe, heisst es.
Dazu passt der Stellenabbau, den «Financial News» Anfang der Woche innerhalb der Digitalbank publik gemacht hat, und den Revolut wie folgt kommentierte: «Wie jedes Unternehmen mussten auch wir seit dem Lockdown wo immer möglich Kosteneinsparungen vornehmen – wir haben alle Anstrengungen unternommen, um jeden Arbeitsplatz zu schützen, mit Massnahmen wie Gehaltsverzicht. Aber trotz dieser Bemühungen mussten wir nun die Entlassung von rund 60 Stellen in unserer weltweit 2'200 Mitarbeiter starken Belegschaft ankündigen.»
Profit durch Einsparungen?
Allem Anschein nach wird das Unternehmen von der Coronakrise hart getroffen, die Reisen, Konsum, ja die ganze Wirtschaft verlangsamt, wenn nicht partiell sogar stillgelegt hat. Revolut verdient einen Grossteil seines Geldes mit Kartentransaktionsgebühren, die eben nur anfallen, wenn die Nutzer die Karten auch benutzen können.
Bis Ende 2020 wollte die Neo-Bank schwarze Zahlen schreiben. Ob dies mit solchen Einsparungen gelingt, oder ob das bisher beinahe grenzenlose Wachstum, dass sich Digitalbanken wie Revolut gerne auf die Fahne schreiben, auch ein Opfer des Coronavirus wurde, wird sich in absehbarer Zukunft zeigen.