Vontobel will langfristige Leistung sehen und beschenkt das Top-Management darum mit Aktien. Präsident Herbert Scheidt und Chef Zeno Staub erhielten für 2019 rund 60'000 neue Aktien. Sie sind inzwischen bedeutende Teilhaber der Bank.
Vontobel bezahlte sein Top-Management auch im Jahr 2019 fürstlich. Die Kompensation für CEO Zeno Staub stieg auf knapp 4 Millionen Franken, jene für Verwaltungsrats-Präsident Herbert Scheidt blieb mit 2,6 Millionen Franken gleich hoch wie 2018. Vontobel bezahlte im Jahr 2019 Geschäftsleitung und Verwaltungsrat zusammen Saläre und Boni in der Höhe von 21,4 Millionen Franken aus.
8,2 Prozent des Gewinns fürs Management
Das ist eine erkleckliche Summe: Sie macht genau 8,2 Prozent des den Aktionären zurechenbaren Reingewinns von 259 Millionen Franken aus. Zum Vergleich: Die für ihre Managerlöhne in der Dauerkritik stehende UBS zahlte im Jahr 2018 an ihre Konzernleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder 2,6 Prozent des erzielten Reingewinnes aus.
Warum bei Vontobel die Löhne so ausserordentlich hoch sind, erklärte Verwaltungsratspräsident Scheidt vergangenes Jahr noch damit, das Institut zahle eben wettbewerbsfähige Kompensationen.
Mit «Multiplikator» versehen
Scheidt gehört zu den am besten bezahlten Verwaltungsrats-Präsidenten Europas überhaupt. Und ein nicht unerheblicher Teil seiner Kompensation erfolgt in der Zuteilung von Vontobel-Namenaktien. Gemäss Geschäftsbericht waren es alleine im Jahr 2019 weitere 38'200 Aktien – zum gegenwärtigen Aktienkurs entspricht dies knapp 2,8 Millionen Franken. Anzumerken ist, dass die jeweils neu zugeteilten Aktien für drei Jahre gesperrt bleiben.
Staub kommt auch in den Genuss dieser Aktienzuteilungen. 2019 waren es 22'458 Aktien, die auf das Konto des CEO gingen. Sowohl bei Scheidt als auch bei Staub bestand ein kleinerer Teil davon aus sogenannten Performance-Aktien. Diese sind mit einem «Multiplikator» versehen, der sich aus dem Rendite-Risiko-Profil des Eigenkapitals ergibt.
Aktienbestände im Wert von über 44 Millionen Franken
Diese Aktienprogramme schenken ein, wie es so schön heisst. Scheidt ist seit dem Jahr 2002 bei Vontobel, zunächst als CEO und ab 2011 als Präsident. Staub rückte 2003 als Finanzchef in die Geschäftsleitung auf und übernahm 2011 den Job von Scheidt.
Seit Jahren füllen sich also die Bestände von Vontobel-Aktien sowohl bei Scheidt als auch bei Staub. Vontobel weist diese aus: Scheidt besitzt inzwischen 464'263 Aktien, was derzeit einem Gegenwert von knapp 34 Millionen Franken entspricht. CEO Staub weist 147'896 Vontobel-Aktien aus; ein Wert von rund 10,5 Millionen Franken.
Herbert Scheidt ist grösser bekannter Einzelaktionär
Zusammen bilden Scheidt und Staub eine bereits recht starke Vontobel-«Aktionärsgruppe»: Sie halten zusammen über 1 Prozent aller Vontobel-Aktien. Das macht zumindest Scheidt mit 0,8 Prozent zum grössten bekannten Einzelaktionär von Vontobel.
Das Zürcher Finanzinstitut wird ja von einem Aktionärspool kontrolliert, der die Interessen der Besitzerfamilien vertritt. Weiter sind keine weiteren Vontobel-Aktionäre bekannt, die einen Anteil über der meldepflichtigen Schwelle von 3 Prozent liegen.
Nicht alle sind glücklich
Diese Konstellation macht nicht alle glücklich, wie die Generalversammlung von vergangenem Jahr gezeigt hatte. 40 Prozent aller nicht zum Vontobel-Pool gehörenden Aktionäre hatten da in einer Konsultativabstimmung den Vergütungsbericht für 2018 abgelehnt.
Ende kommenden März findet die nächste Vontobel-Generalversammlung statt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sowohl Vergütung ans Management als auch die Gewinnauschüttung an die Eigner zumindest bei den Minderheitsaktionären für Diskussionsstoff sorgen.
Sehr abgestimmte Interessen
Vontobel will die Dividende zwar leicht erhöhen. Doch beläuft sich die Ausschüttungsquote auf 50 Prozent. Ein Wert, der in Anbetracht der sehr soliden Eigenkapital-Ausstattung aus Aktionärssicht durchaus noch Luft nach oben hätte.
Doch bei Vontobel sind die jeweiligen Interessen der Familie und des Top-Managements offenbar sehr gut abgestimmt. Staub und Scheidt sorgen für regelmässige, aber risikoadjustierte Dividendenströme. Und die Vontobel-Familie gewährt eine Kompensation, die Leistung ausserordentlich gut belohnt.