Die Postfinance wird zunehmend zum Spielball externer Kräfte. Vor diesem Hintergrund hat CEO Hansruedi Köng die Angestellten auf harte Zeiten eingestimmt, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Entlastung ist vorerst nicht zu erwarten.
Das interne Schreiben, das am (gestrigen) Dienstag an die Mitarbeitenden der Postfinance erging und finews.ch vorliegt, ist mit einem jovialen «Housi» gezeichnet. So lässt sich Postfinance-Chef Hansruedi Köng von seinen Angestellten anreden, und so ist er ihnen nun auch mit einigen unangenehmen Neuigkeiten entgegengetreten.
Das Geschäft, berichtete Köng im Anschluss an ein Treffen der Bankdirektion, sei unter Druck. Das prognostizierte Ergebnis fürs Jahr 2019 werde bei einem Ebit (Betriebsgewinn) von 200 bis 250 Millionen Franken erwartet. Dies sei eine beachtliche Höhe, aber «weit entfernt» von Ergebnissen in früheren Jahren.
Das Finanzinstitut war für eine Stellungnahme zur internen Kommunikation am gestrigen Dienstagabend nicht mehr erreichbar.
Giftiger Cocktail
Tatsächlich erwirtschaftete die Posttochter 2018 einen Ebit von 229 Millionen Franken, gegenüber 543 Millionen Franken im Jahr 2017. Schon letztes Jahr hatte der fürs Geschäftsmodell giftige Cocktail aus Negativzinsen und minimalen Renditen auf Anleihen-Anlagen voll zu wirken begonnen.
Laut Köng hat der Ertragsschwund nun gleich mehrere ernste Folgeerscheinungen. Die Eignerin Post fordert von der Tochter positive Beiträge als Entschädigung fürs gebundene Kapital; sinkende Erträge hemmen auch die Innovation, wo Postfinance an der Ambition festhält, ein «digitales Powerhouse» zu sein. Geld für Innovationen gibt es aber weder von der Post noch vom Bund.
Finma-Urteil mit Folgen
Richtig unangenehm versprechen die Forderungen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) zu werden. Die Behörde beurteile die Kapitalisierung der Postfinance als systemrelevante Bank «vorausblickend als zu schwach», berichtet Köng. Müsste in der Folge massiv mehr festes Eigenkapital her, könnte dies die Postbank nicht selber stemmen, so der CEO.
In der Sache steht die Postfinance-Führung schon in engem Kontakt mit der Aufsicht und den zuständigen Departementen des Bundes, heisst es im Schreiben weiter.
Warten auf Gesamtschau
Hingegen lässt die erhoffte Aufhebung des Kreditverbots, das der Postfiance endlich den Eintritt ins Hypogeschäft ermöglichen würde, noch auf sich warten. Der Gesamtbundesrat werde im März 2020 im Rahmen der «Gesamtschau Post» darüber befinden, ob und wie die Aufhebung des Verbots in die Vernehmlassung geht, so Köng weiter. Dies alles zeige, «dass wir nicht alles selber in der Hand haben.»
Dennoch findet der Postbank-Chef, dass man die Hände nicht in den Schoss legen dürfe: «Nichts tun ist keine Option», so seine Durchhalteparole an die Belegschaft. An der Strategie des Powerhouse' werde festgehalten, ebenso am Anspruch, immer wieder die Extrameile zu gehen, um die Relevanz und das Potenzial des Unternehmens nicht aufs Spiel zu setzen.
Spielball externer Kräfte
Immerhin finden sich in der internen Durchsage keine Hinweise auf weitere Stellenabbauten, wie sie die Postfinance bereits Mitte 2018 angekündigt hatte.
Was die Botschaft des Chefs aber einmal mehr vermittelt, ist das irritierende Bild einer Bank, die mehr denn je Spielball der Finanzmärkte, der Geld- und Bundespolitik ist. Und deren Führung ausser Kurshalten keine Rezepte für einen Befreiungsschlag bereithält.