Zwei Monate nach seinen unglücklichen Aussagen zu China ist UBS-Chefökonom Paul Donovan immer noch nicht zurückgekehrt. Für die Grossbank ist Swinegate nicht ausgestanden.
Paul Donovans unfreiwillige Ferien nach seinem verbalen Ausrutscher über chinesische Schweine dauern bereits zwei Monate. Zu Fragen über eine eventuelle Rückkehr ihres Chefökonomen im Global Wealth Management gibt sich die UBS äusserst schmallippig.
Ein Sprecher verwies diese Woche auf Aussagen von CEO Sergio Ermotti, die er anlässlich der Präsentation der Zweitquartalszahlen gemacht hatte. Auch diese sind bereits drei Wochen alt. Über Donovan und seine angestammte Position werde man sprechen, wenn die Zeit dafür angemessen sei, hatte Ermotti auf eine Journalistenfrage entgegnet.
«Ist das wichtig?»
Mehr ist der UBS zu Swinegate und Opfer Donovan nicht zu entlocken. Die Situation ist auch zwei Monate nach dem Vorfall fragil. Donovan hatte vergangenen Juni in einem Kommentar zu steigenden Konsumentenpreisen in China über den Einfluss der Schweinegrippe auf die Fleischpreise gesagt: «Ist das wichtig? Wenn Sie ein chinesisches Schwein sind, schon – es ist wichtig, wenn Sie Schweinefleisch in China essen.»
Es folgte auf Social Media ein Aufschrei der chinesischen Öffentlichkeit. Die UBS sah sich nach Swinegate gezwungen, Donovan zu beurlauben. Auch in Hongkonger Finanzkreisen wurde seine Entlassung gefordert.
Versace erlebt den gleichen Shitstorm
Entschuldigungen, wie sie die UBS und Donovan auch persönlich geäussert hatten, nützen in der Regel wenig bis gar nichts, um den verletzten chinesischen Nationalstolz zu besänftigen.
Das erlebt nun auch das italienische Modelabel Versace, das Kleidung mit Aufdrucken in chinesische Läden gebracht hat, auf denen insinuiert wird, Macau und Hongkong wären unabhängige Staaten. Versace bleibt in der wegen der Hongkonger Proteste aufgeheizten Stimmung am Pranger – auch nach Entschuldigungen und der Zerstörung besagter Bekleidungsserien.
Rückkehr oder Entlassung: Keine Option
Die UBS befindet sich kommunikativ bezüglich Donovan in einer schwierigen Lage: Kündigt sie seine Rückkehr auf seine angestammte Position an, wird dies zweifelsohne erneute chinesische Entrüstungsstürme auslösen.
Folgt die UBS den Forderungen und trennt sich doch von Donovan, würde dies sowohl in China als auch im Westen sicherlich nicht als Zeichen der Stärke wahrgenommen werden, sondern als Kniefall vor einem Land, auf das die Schweizer Grossbank als Zukunftsmarkt ihre Karten setzt.
Unbemerkte Trennung?
Bleibt der UBS noch eine letzte Option: Sie veranlasst Donovan, die Bank «freiwillig» zu verlassen und hofft, dass dies einigermassen unbemerkt vonstatten geht.
Angestellter der UBS scheint Donovan jedenfalls noch zu sein. Auf der Firmenwebseite wird er weiterhin als Chief Economist aufgeführt, auch seine vergangenen Medienauftritte sind aufgelistet.
Dass man in Zukunft wieder öffentliche Auftritte Donovans im Solde der UBS sehen wird, erscheint jedoch sehr unwahrscheinlich. Seine Auszeit bei der UBS dürfte so lange andauern, bis er ganz draussen ist.