Der ehemalige UBS-Manager Jürg Zeltner soll einen zweiten Spitzenposten bei einer europäischen Bank übernehmen. Dabei steht er erneut im Dienst der Herrscherfamilie des Golf-Staats Katar. 

Seit Anfang Monat ist er mit offizieller Genehmigung der Europäischen Zentralbank CEO der luxemburgischen Bankengruppe KBL. Nun soll Jürg Zeltner für den Aufsichtsrat der Deutschen Bank nominiert werden, wie eine mit der Sache vertraute Person gegenüber finews.ch bestätigte. 

Bei der Aktionärsversammlung des Instituts im Frühling würde er dann zur Wahl ins Lenkungsgremium unter der Führung von Paul Achleitner stehen. Zeltner wäre allerdings voraussichtlich kein unabhängiges Aufsichtsratsmitglied: Hinter ihm steht die Herrscherfamilie des Emirats Katar, welche mit einer Beteiligung von über 6 Prozent die grösste Aktionärin der Deutschen Bank ist. 

Neue Strategie

Mit dem Posten im Aufsichtsrat der Deutschen Bank übernimmt Zeltner bereits zum zweiten Mal innert kurzer Frist einen Job im Einflussbereich der Kataris. Die KBL gehört ebenfalls einem Investmentvehikel der Familie, wobei der ehemalige Chef der UBS-Vermögensverwaltung dort auch Teilhaber ist. 

Bei der Deutschen Bank präsentierte der CEO Christian Sewing letzten Monat eine neue Strategie und stellte das Management um. Dabei wechselte der bisherige Vertreter der Grossaktionäre aus Katar, Stefan Simon, aus dem Aufsichtsrat ins Management

Kein Interessenkonflikt

Als Veteran des Umbaus der UBS unter Sergio Ermotti dürfte Zeltners Expertise im Aufsichtsrat der Deutschen Bank willkommen sein. In einem radikalen Schnitt will Sewing dort grosse Teile der Investmentbank verkaufen oder einstampfen. 

Der geplante Einzug Zeltners in den Aufsichtsrat der grössten Bank Deutschlands stelle keinen Interessenkonflikt dar, so eine Auskunftsperson gegenüber finews.ch. Die Vermögensverwalterin KBL, mit welcher der Schweizer Wachstumsambitionen hegt, sei im Vergleich zur Deutschen Bank zu klein. 

Sprecher der Deutschen Bank und von KBL wollten auf Anfrage von finews.ch keine Stellung dazu nehmen. Die Nachrichtenagentur «Bloomberg« berichtete bereits früher am Montag über die geplante Nominierung Zeltners.