Normalerweise öffnen sich die Tore des Zürcher Traditionshauses erst ab einem sechstelligen Frankenbetrag. Mit einer neuen App geht Vontobel nun bewusst einen neuen Weg.
Volt heisst eine App, mit der die Privatbank der Vontobel-Gruppe die Vermögensverwaltung nach eigenen Worten «neu denken» will. Wie finews.ch berichtete, wurde die Applikation am (heutigen) Montag lanciert. Und tatsächlich bringt das Vontobel-Angebot Neuerungen mit sich, die das Swiss Private Banking elektrisieren könnten.
Onboarding auch für Neukunden
Wie Vontobel-Wealth-Management-Chef Georg Schubiger nämlich vor den Medien ausführte, übersetzt der neue Dienst nicht nur die Investment-Philosophie des Instituts in die digitale Welt. Vontobel will diese Philosophie auch Neukunden zugänglich machen, und zwar durchaus auch solchen, die bisher bei der Zürcher Bank aussen vor blieben.
Öffnet die Vontobel-Privatbank ihre Türen in der Schweiz normalerweise erst ab einen sechstelligen Frankenbetrag, ist ein digitales «Onboarding» bei Volt schon ab 10'000 Franken möglich. Dafür kann der Kunde sein Geld in einer Basisstrategie anlegen, die um weitere Themen und Chancen ergänzt wird.
Beratung gibt es keine, und der Dienst ist mit Gebühren von 8 Franken plus 8 Basispunkten auf dem Vermögen pro Monat auch nicht sonderlich günstig. Doch dafür lässt sich im Rahmen von Volt das gleiche aktive Investment-Know-how nutzen, das sonst nur der wohlhabenden Vontobel-Kundschaft offensteht.
Antiquierte Kategorien
Laut Schubiger ist das durchaus gewollt. Die alten Banking-Kategorien wie High-Net-Worth erschienen angesichts des digitalen Wandels als antiquiert, sagte der Bankmanager auf eine Journalistenfrage hin. «Was zählt, sind die Bedürfnisse, und die können bei kleinen und grossen Kunden dieselben sein.»
Vontobel rechnet für Volt hierzulande mit einem Potenzial von 258’000 Kunden mit Vermögen von insgesamt 29 Milliarden Franken. Auch der Export der App ins Ausland ist angedacht. Schaltet Volt-Partner Raiffeisen ab 2020 den Dienst für seine 3,5 Millionen Retail-Kunden auf, dann könnte sich das angepeilte Potenzial noch potenzieren.
Disruption in der Königsdisziplin?
Wohlgemerkt: Digitale Vermögenserwalter sind in der Schweiz schon seit Jahren unterwegs und verwalten einer neuen Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) gegenwärtig rund 300 Millionen Franken. Ebenso hat etwa die UBS mit dem (2018 eingestellten) digitalen Vermögensverwalter Smarthwealth im Testmarkt Grossbritannien eine vermögende «Affluent»-Kundschaft zu erreichen versucht.
Dass eine etablierte Schweizer Privatbank einen solchen Dienst gleichzeitig der reichen Stammkundschaft als auch einer neuen, weniger vermögenden Klientel anbietet, ist indes ein Novum – und könnte in der Königsdisziplin des Swiss Banking am Ende disruptiver wirken als so manches Vorhaben von Fintech-Startups.