Der frühere Chef der UBS-Vermögensverwaltung, Jürg Zeltner, übernimmt die Leitung der luxemburgischen Privatbankengruppe KBL. Im Interview mit finews.ch erläutert er seine Beweggründe und sagt, welche Pläne er als frisch gebackener Unternehmer hat.
Jürg Zeltner, Sie übernehmen die Leitung der Luxemburgischen Privatbankengruppe KBL. Wie haben Sie und KBL zusammengefunden?
Wenn man nach so langer Zeit plötzlich etwas Distanz bekommt, sortiert man sich erst Mal neu, man prüft Optionen. Für mich wurde schnell klar, dass ich in der Vermögensverwaltung bleiben wollte. Nach zehn Jahren an der Spitze des grössten Vermögensverwalters der Welt wollte ich aber nicht einfach bei einem kleineren Konkurrenten dasselbe machen.
«Wir haben ‹Skin in the Game›»
Deshalb habe ich mich auf unternehmerische Möglichkeiten konzentriert. Logischerweise habe ich die Familie Al-Thani schon lange gekannt. Am Anfang liefen mehrere Gespräche parallel, dann verengte sich das und wir haben uns gefunden.
Zusammen mit dem früheren Europachef der UBS-Vermögensverwaltung, Jakob Stott, haben Sie sich auch an KBL beteiligt. Wie gross ist Ihr Anteil?
Als privates Unternehmen machen wir nicht bekannt, wie viel wir investiert haben. Wir haben eine Struktur gefunden, unter der die Familie Al-Thani weiterhin 100 Prozent von KBL hält, während wir durch unsere Investitionen am Erfolg von KBL beteiligt sind. Wir haben «Skin in the Game».
Ihr neuer Job wird sich sehr stark von demjenigen eines UBS-Geschäftsleitungsmitglieds unterscheiden.
Das ist wie ein Bubentraum, dass man quasi einen zweiten beruflichen Lebensabschnitt bekommt. Wenn mir die UBS nicht ermöglicht hätte, vom Lehrbub bis in die Geschäftsleitung aufzusteigen, dann hätte ich die Kontakte, die Erfahrung für diese neue Herausforderung gar nicht gehabt.
«Wir können uns eine geografische Expansion vorstellen»
Aber jetzt unternehmerisch tätig werden zu können, das ist wirklich die Erfüllung eines Bubentraums.
KBL soll wachsen. Wie sehen die Pläne aus?
KBL ist bereits eine erfolgreiche Privatbank in mehreren Schlüsselmärkten. Auf dieser Basis können wir uns eine geografische Expansion vorstellen, in Europa und darüber hinaus. Es ist klar, dass wir auch die Verbindung der Banken in der Gruppe stärken wollen. Wir investieren sicher in das Produktangebot, den Investmentprozess.
Wie wollen Sie sich damit gegen Platzhirsche wie ihren früheren Arbeitgeber UBS durchsetzen?
Mit Ausnahme der Schweizer und der Amerikaner gibt es in Europa fast nur Universalbanken. KBL ist ein Onshore-Geschäft, mit starken Marken. Das ist eine einzigartige Position mit immensem Wachstumspotenzial.
«Ich will erst mal zuhören und die Leute kennen lernen»
Auch die Technologie können wir ausbauen. Diese Chance ist attraktiv für mich, weil sie unternehmerische Möglichkeiten bietet. Ich kann den Kunden als Unternehmer auf Augenhöhe begegnen. Das habe ich gesucht, nachdem ich bei der UBS weg bin
Können Sie konkrete Ziele nennen, etwa in Bezug auf das Wachstum der verwalteten Vermögen?
Ich habe natürlich eine Vorstellung darüber, was möglich ist, aber will erst mal zuhören und die Leute kennen lernen. Ich will auch meine eigenen Ideen abgrenzen und noch schärfer umreissen. Das kann man nicht vorwegnehmen. Als Executive bei der UBS habe ich mir das Vertrauen der Leute über Jahrzehnte erarbeitet. Als Unternehmer muss ich das noch.
Wie lange geben Sie sich Zeit?
Wir brauchen Jahre Zeit um das zu machen. Aber wir sind in Europa einzigartig, mit einem Modell, das schwer replizierbar ist, ausser für Grosse. Wir wollen uns im Gegensatz zu diesen als Challenger positionieren, nah bei den Kunden. Auf Berndeutsch sage ich immer, «wir wollen zurück an den Küchentisch». Da kann man sich nicht einfach dazusetzen. Da muss man eingeladen werden.