Lombard Odier erlebte 2018 das zweischneidige Schwert der Markteinflüsse: Der Gewinn stieg, die Kundenvermögen kamen unter die Räder. Patrick Odier äussert sich gegenüber finews.ch zur Rekrutierungsstrategie.
Lombard Odier erzielte im Jahr 2018 einen rekordverdächtigen Gewinnanstieg von 146 Millionen auf 272 Millionen Franken, wie es einer Mitteilung vom Montag hiess. Der Ansprung war in dieser Form zu erwarten gewesen, hatte die Genfer Privatbank doch schon anlässlich der Halbjahreszahlen den Veräusserungsgewinn von fünf Liegenschaften und des Vermögensverwaltungsgeschäfts in den Niederlanden in das Ergebnis eingerechnet.
Aber auch ohne diese Effekte hat Lombard Odier 2018 ein ansprechendes Resultat gezeigt. Die Erlöse stiegen um 6 Prozent, der Gewinn aus dem operativen Geschäft stieg gar um 13 Prozent auf 146 Millionen Franken.
Tiefe Spuren bei den verwalteten Vermögen
Lombard Odier führt dies auf die erhöhte Kundenaktivität im schwierigen Marktumfeld zurück. Dieses hinterliess jedoch seine Spuren bei den verwalteten Vermögen: 19 Milliarden Franken wurden durch die schlechte Performance ausradiert, die Kundengelder sanken damit auf 259 Milliarden Franken.
Im Gespräch mit finews.ch, kommentierte Senior Managing Partner Patrick Odier diesen Effekt mit dem Hinweis: «Der marktbedingte Rückgang der Kundengelder ist im laufenden Jahr bereits wieder wettgemacht.»
4 Milliarden Franken Neugelder
Das Portfoliomanagement der Bank ist 2018 von den Märkten demnach auf dem falschen Fuss erwischt worden. Wie Odier weiter sagte: «Wir investieren immer mit einer langfristigen Sichtweise, und werden dieses Jahr ein grosses Augenmerk darauf haben, die anhaltende Volatilität zu meistern.»
Im Wealth Management seien die Nettoneugeldzuflüsse mit rund 4 Milliarden Franken «robust» gewesen. Das gilt vor allem für das erste Halbjahr, als der Bank 3 Milliarden Franken zuflossen. Im zweiten Semester waren es demnach nur noch 1 Milliarde Franken.
Asset Management stagnierte
Im Asset Management von Lombard Odier war die Nettoneugeldentwicklung hingegen flach. «Wir investieren derzeit in den Aufbau neuer Anlagestrategien, insbesondere in Bereich nachhaltige Anlagen», sagte Odier. «Ältere und weniger profitablere Strategien wurden aufgegeben. Dies hat auch zur flachen Neugeldentwicklung beigetragen.»
Im härter werdenden Wettbewerbsumfeld sieht Odier allerdings keinen Anlass, an der eher konservativen Strategie des 223 Jahre alten Instituts zu rütteln. Wachstum und Investitionen sind geplant, namentlich auch in Personal. Kürzlich gab die Genfer Privatbank bekannt, mit Alexandre Zeller einen neuen Partner an Bord geholt zu haben.
Verzicht auf aggressives Rekrutieren
Doch will die Genfer Bank nicht in die Praxis ihrer Genfer Konkurrenten verfallen, die gezielt Kundenberaterteams abwerben, um in bestimmten Märkten rascher auf eine kritische Grösse zu gelangen. So hatte vergangenes Jahr Pictet ein vielköpfiges Nahost-Team von Julius Bär abgeworben. Mirabaud holte ebenfalls von Bär ein Lateinamerika-Team.
«Wir verfolgen eine organische Wachstumsstrategie, zu der ein aggressives Rekrutieren nicht gehört», sagte Odier. »Es ist uns wichtig, die richtigen Talente anzuziehen, welche die Kultur von Lombard Odier verinnerlichen und verkörpern.»