Krypto-Unternehmer auf der Suche nach einer Bank haben es in der Schweiz nicht leicht. finews.ch hat recherchiert, welche Institute die Berührungsängste der Branche überwunden haben.
Krypto ist längst in aller Munde, nur die Schweizer Banken scheinen den Trend an sich vorübergehen zu lassen. Nur eine Handvoll der hiesigen Finanzinstitute lässt sich auf die neue Industrie ein, wie auch finews.ch bereits berichtete.
Die Zurückhaltung der Schweizer bot Liechtenstein eine Chance, in die Lücke zu springen. finews.ch hat recherchiert, welche Bankdienstleistungen den hunderten von Krypto-Unternehmern in der Schweiz zur Verfügung stehen.
1. Bank Frick
Die Liechtensteiner Bank war eine der ersten, die auf den Krypto-Zug aufsprangen, in der Schweiz hat das Institut kein Büro. Firmen und Privatpersonen mit digitalen Assets müssen nach Vaduz fahren, um ein Konto eröffnen. Die Bank bietet auch Aufbewahrungs- und Transaktionslösungen für Krypto an und kann zum Beispiel als Custodian für Krypto-Fonds dienen.
Zweifler sagen, die 30 Personen, die bei der Bank Frick im Krypto-Bereich arbeiten seien mit der Flut der Anfragen überfordert, entsprechend langsam sei der Service. Als einer der ersten Anbieter im Markt sei Frick ausserdem eher teuer.
2. Hypothekarbank Lenzburg
CEO Marianne Wildi startete ihre Karriere im Technologiebereich und scheint das Potenzial von Krypto schon früh erkannt zu haben. Die «Hypi» bietet Firmenkonten für Unternehmen aus der Branche, gesteht aber ein, dass es länger dauert, ein solches Konto zu eröffnen als ein Reguläres. Mehrere Wochen könne das aufgrund der vielen Anfragen dauern, heisst es auf der Website.
«Dank unserem Kontoangebot für Krypto-Firmen haben wir in den vergangenen Monaten aus erster Hand erfahren, welche Dienstleistungen von Krypto- und Blockchain-Firmen am meisten gefragt sind», sagte Wildi dazu. «Die Vision ist es, dass wir als Hypothekarbank Lenzburg für Blockchain-Kunden ein umfassendes Betreuungsangebot offerieren können. Im Verlaufe dieses Jahres werden wir dementsprechend neue Serviceprodukte für Krypto- und Blockchain-Unternehmen auf den Markt bringen.»
3. Banca Zarattini
Die Bank mit Sitz in Lugano hat seit dem letzen Jahr eine Abteilung, die sich mit Initial Coin Offerings (ICO) befasst. Die Banca Zarattini dient sich dabei als Intermediär an, indem sie zum Beispiel Konten für Fiat-Währungen anbietet. Die Chefin des ICO-Desk, Daniela Rosa, hat mir ihrem dreiköpfigen Team in den vergangenen 13 Monaten etwa 15 ICOs abgewickelt. Das Unternehmen arbeitet dabei mit Tokengate zusammen.
Zarattini ist im Kampf um das Geschäft mit den digitalen Assets mindestens so aggressiv wie die Bank Frick. Allerdings könnte die Verstrickung der Bank in die Geldwäschereiuntersuchung um den venezolanischen Ölkonzern PDVSA zum Hindernis werden.
4. Falcon Private Bank
Die Privatbank mit Eigentümern in Abu Dhabi hat Kryptowährungen zum zentralen Element der Strategie gemacht. In der Lobby steht ein Bitcoin-Automat, die Werbung lehnt sich an «Goldfinger» an. Der Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB, welcher das Institut in Mitleidenschaft zog, verzögerte die Ambitionen allerdings. Falcon hat sich vor einem Jahr für den Handel mit Bitcoin Suisse zusammengetan. Seit letztem Jahr nimmt die Bank mit Kryptowährungen erzielte Vermögen an.
Erst diese Woche gab Falcon bekannt, dass die Kunden nun Kryptowährungen direkt auf ein «Falcon Wallet» übertragen können. Die Bank will den Kunden auch helfen, ihre Krypto-Assets in hartes Geld zu wechseln.
5. Vontobel
Erst seit Kurzem stieg Vontobel mit einem Custody-Angebot für digitale Assets ins Rennen ein. Die familiengesteuerte Bank hat sich dazu mit dem Genfer Unternehmen Taurus zusammengetan. Vontobel hat die eigene Expertise im Bereich strukturierter Produkte schon davor genützt, um Bitcoin-Zertifikate herauszugeben. Einem Sprecher zufolge überlegt sich die Bank auch, mit Krypto erwirtschaftetes Geld anzunehmen – vorausgesetzt, alle Compliance-Anforderungen werden erfüllt.
6. Stille Mitbewerber
Maerki Baumann sagte ebenfalls bereits letztes Jahr, man werde auch Vermögen mit Krypto-Hintergrund annehmen, auch Profite aus dem Handel oder Mining von Kryptowährungen. Hinter vorgehaltener Hand hört man auch von der Union Bancaire Privée oder Reyl dasselbe.
«Der Risikoappetit im Bereich der Kryptowährungen ist sehr tief und wir sind im Hinblick auf das regulatorische Umfeld sehr vorsichtig», sagte Pierre Besson bei UBP Senior Adviser im Bereich Risk und Compliance. «Wenn es irgendwelche Unsicherheiten im in Bezug auf die Risiken oder auf regulatorischer Seite gibt, oder wenn etwas nicht transparent ist, eröffnen wir ein Konto nicht.»