Seit Jahren spricht die Credit Suisse über ihre Ambitionen in Saudi-Arabien und baut dabei auf gute Verbindungen. Die Entwicklungen in der repressiven Öl-Monarchie sprechen nicht für den baldigen Durchbruch.
Mohammed bin Salman galt als Hoffnungsträger. Der letztes Jahr zum Kronprinzen gekürte Saudi würde die Wirtschaft modernisieren, die Gesellschaft öffnen und mit dem staatlichen Ölkonzern Saudi Aramco den grössten Börsengang aller Zeiten vom Stapel lassen.
Schon vor seinem Aufstieg zum Thronfolger machte bin Salman, MbS genannt, mit seinem Reformwillen Schlagzeilen. Die wirtschaftliche Öffnung des Landes mit seinen Ölmillionären machte es auch für Banken attraktiver.
Hoffnung auf volle Lizenz
Dabei wollte auch die Credit Suisse (CS) verstärkt mittun. Schon vor zwei Jahren gab Iqbal Khan, Chef der Abteilung International Wealth Management, zu Protokoll, man strebe in Saudi Arabien eine volle Banklizenz an.
Daran hat sich seitdem nichts geändert. Die CS verfügt im Königreich über eine Lizenz von der Capital Markets Authority (CMA), ebenso wie die UBS und andere Rivalen. Die für die lokale Strategie der CS wichtige, umfassendere Genehmigung von der Saudi Arabian Monetary Authoriy (SAMA) lässt jedoch auf sich warten.
Kunden bleiben aus
Erst vor wenigen Monaten bestätigte CEO Tidjane Thiam erneut, eine solche Lizenz beantragt zu haben. Er habe mit dem Chef der SAMA sogar persönlich gesprochen, sagte er bei der Präsentation der Resultate zum zweiten Quartal dieses Jahres.
Bei diesem Ausbau lässt sich die Grossbank nicht lumpen. Um den Ölscheichs mit Darlehen zu Diensten sein zu können, stellte das Mutterhaus in Zürich 600 Millionen Dollar an Kapital zur Verfügung, wie auch finews.ch Anfang letzen Jahres berichtete. Zum Vergleich: Das wären wären Ende 2017 1.4 Prozent des Eigenkapitals gewesen.
Doch nicht nur mit der Lizenz dauert es. Auf sich warten lassen dem Vernehmen nach auch Kunden, welche ihr Geld vor Ort verwalten lassen wollen. Im Jahresbericht für 2017 von Credit Suisse Saudi Arabia (CSSA) schrieb die Bank, eine Onshore-Plattform sei umgesetzt; die Möglichkeit bestünde also.
Unattraktives Angebot
Für reiche Saudis dürfte die Vorstellung eines lokalen Bankkontos allerdings nicht sehr attraktiv sein. Reform-Prinz MbS zeigte, dass er seine Interessen höher gewichtet als die Rechtssicherheit im Land: Letztes Jahr sperrte er unliebsame Verwandte so lange im Ritz Carlton ein, bis sich diese von Teilen ihres Vermögens trennten.
Aus dem Umfeld der CS hört man Gerüchte, es sei lediglich ein einziger Kunde lokal gebucht. Dem entsprechend überschaubar sollen die vor Ort verwalteten Vermögen sein.
Bis zum Erhalt der vollen Banklizenz muss die Credit Suisse vor Ort noch mit einer Depotbank zusammenarbeiten. Hat sich das einmal erledigt, sollte das Angebot der Schweizer an Attraktivität gewinnen. Wohlhabende Saudis werden allerdings weiterhin ein Interesse daran haben, ihr Geld anderswo in Sicherheit zu bringen.
Steigende Verluste
Der Jahresbericht zeigt denn auch, dass sich die Investitionen in Leute und Infrastruktur erst noch auszahlen müssen. Mit erhöhtem Personalaufwand stieg auch der Verlust der lokalen Einheit, zuletzt auf über 7 Millionen Franken.
«Die CS baut ihr Geschäft in Saudi-Arabien aus und investiert weiter in diesen wichtigen Wachstumsmarkt, der von grosser Bedeutung für die Division International Wealth Management ist», schrieb die Bank dazu auf Anfrage von finews.ch. «Das Onshore Private-Banking sehen wir als natürlichen nächsten Schritt im Rahmen des weiteren Ausbaus unserer lokalen Präsenz.»
Vitamin B
Neben dem Ausbleiben der vor Ort zu verwaltenden Vermögen hat Saudi-Arabien auch mit der scheibchenweisen erfolgten Absage des Saudi-Aramco-Börsengangs für Banken an Anziehungskraft verloren. CS wurde zwar nie als Spitzenanwärter auf das Mandat gehandelt. Ein Hinweis darauf, dass man sich trotzdem für eine Rolle dabei in Stellung bringen wollte, ist das Verwaltungsratsmandat von Huda Al Ghoson (Bild unten) bei CSSA, die letztes Jahr in das Gremium geholt wurde.
Al Ghoson wurde auch schon als eine der einflussreichsten arabischen Frauen bezeichnet. Auf einer entsprechenden Rangliste tauchte die Personalchefin von Saudi Aramco noch vor Lubna Olayan auf, welche als Matriarchin ihrer Familie zu den grössten Teilhabern der Credit Suisse zählt.
Die Olayan-Gruppe ist schon seit über 20 Jahren Grossaktionärin der Bank. Bis 2013 sass der damalige CEO des Unternehmens, Aziz Syriani, im Verwaltungsrat der Credit Suisse. Doch weder diese engen Bande ins Wüstenkönigreich, noch die verstärkten Investitionen haben dem Unternehmen zur so oft beschworenen Lizenz verholfen.