Nach dem neuen Amt bei einer Zürcher Bank berät Konrad Hummler nun einen Fonds der 1741 Gruppe, wie finews.ch erfahren hat. Wieso sich der Ex-Wegelin-Teilhaber gerade jetzt im Metier zurückmeldet.
Weit hat Konrad Hummler nicht zu gehen, wenn er die Experten der 1741 Gruppe beraten muss: Das Schweizerisch-Liechtensteinische Fondshaus hat seine Büros am Burggraben in St. Gallen, nur wenige Gehminuten entfernt von Hummlers Beratungsfirma M1 an der Museumsstrasse .
Die Strecke wird der ehemalige Teilhaber der 2012 im Steuerstreit mit den USA untergegangenen Privatbank Wegelin & Cie. demnächst öfters unter die Füssen nehmen. Wie finews.ch erfahren hat, sitzt Hummler im Beirat des neuen 1741 Diversified P2P Lending Fonds. Das Vehikel, das für institutionelle Geldgeber in Kredite investiert, die über digitale Plattformen vergeben werden, wird neu an Profianleger in der Schweiz und in Europa vertrieben.
Alte Bande
«Ich habe mich schon zu Wegelin-Zeiten mit P2P auseinandergesetzt, das Thema hat definitiv Potenzial und seinen Platz im Finanzdienstleistungs-Geschäft», erklärt Hummler auf Anfrage. Bei der 1741 Gruppe könne er nun ein Team von jungen und ambitionierten Leuten zu diesem Thema unterstützen.
Mit diesen jungen Leuten verbindet den einstigen Wegelin-Teilhaber alte Bande, wie er selber sagt. «Einige der Spezialisten hatten wir noch bei Wegelin eingestellt», so Hummler. Wie seine Wegelin gingen die Investmentspezialisten teils in den neuen Vermögensverwaltungs-Arm von Raiffeisen über; mit dem Verkauf der Raiffeisen-Asset-Management-Firma Vescore an die Zürcher Vontobel Gruppe schlossen sie sich zu einem Bündnis zusammen, das heute die Einheiten 1741 Fund Management, 1741 Fund Solutions und 1741 Distribution Services mit je eigenem Chef umfasst.
Sechsjähriges Konkurrenzverbot
Auf Raiffeisen geht denn auch die Tatsache zurück, dass Hummler nach langer Abstinenz wieder im Banking von sich Reden macht. Vergangenen Juni berichtete auch finews.ch über sein neues Präsidentenamt bei der in Zürich ansässigen Private Client Bank. «Seit Anfang Jahr ist das sechs Jahre dauernde Konkurrenzverbot aufgrund der Notenstein-Transaktion mit Raiffeisen aufgehoben», erklärt Hummler die neue Betriebsamkeit. In dieser Zeit habe er sich vom Finanzgeschäft ferngehalten. «Aber jetzt», sagt Hummler, «bin ich zum Glück nicht mehr kaltgestellt.»
Er wolle jetzt aber nicht Mandaten hinterher jagen, betont Hummler weiter. Und schon gar nicht infrage komme eine neuerliche Bankgründung. «Ich bin jetzt 65 Jahre alt, eine Bank braucht mindestens zehn Jahre, bis sie ihre Vorteile gegenüber der Konkurrenz spielen kann», begründet er. Weiterhin führt Hummler seine Beratungsfirma M1 und das Hotel Krone in Speicher AR, das dem Unternehmen gehört.
Wie bei Hummler lüftet sich dabei auch das Konkurrenzverbot für den ehemaligen Wegelin-Mitinhaber Otto Bruderer. Er bildet heute mit Hummler eine Bürogemeinschaft an der Museumsstrasse in St. Gallen. Allerdings hat sich Bruderer nie so ganz aus dem Banking zurückgezogen. Er lenkt die Wegelin-Abwicklungsgesellschaft Wen AG und sitzt im Verwaltungsrat der Credit Europe Bank (Suisse) in Genf, dies sich in türkischem Besitz befindet.
Notenstein La Roche verschwindet
Als Ironie des Schicksals erscheint es, dass Hummler just zum Zeitpunkt ins Swiss Banking zurückkehrt, an dem dort die letzten Spuren der Bank Wegelin verschwinden. Die Nachfolgebank Notenstein La Roche wurde letzten Mai von der Bank Vontobel übernommen. Die neue Eigentümerin hat keine Verwendung mehr für die Marke.
«Die Übernahme von Notenstein durch Vontobel war unausweichlich», resümiert der Bankier heute. Aber immerhin: Mit Vontobel-CEO Zeno Staub übernehme ein ehemaliger «Wegelinaner» das Geschäft. «Das stimmt mich zuversichtlich für die Zukunft.»