Die Falcon Private Bank verzeichnet einen besorgniserregenden Personalexodus, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Noch stemmt sich das Unternehmen gegen die Abwärtsspirale.
Daniel Christen (Bild unten) hat die Falcon Private Bank verlassen. Das in Zürich ansässige Finanzinstitut bestätigte entsprechende Recherchen von finews.ch. Christen ist nicht irgendwer: Mit seinem Team leitete er das Europa-Geschäft und war für Grosskunden verantwortlich.
Christen war sozusagen der Star unter den Falcon-Kundenberatern – nicht nur was die verwalteten Vermögen angelangte, sondern auch die Erträge, wie weiter zu erfahren war.
Für CEO Martin Keller wird die Lage immer ungemütlicher: Er verliert einen wichtigen Mitarbeiter nach dem anderen, während er gleichzeitig die hoch defizitäre Bank auf ein tragfähiges wirtschaftliches Fundament stellen sollte.
Ein giftiger Cocktail
Die Abgänge kommen nicht von ungefähr: Die Zukunft der Bank ist höchst unsicher, seit klar ist, dass die Aktionäre in Abu Dhabi die Option eines Verkaufs nicht mehr ausschliessen. Das Institut scheint wie gelähmt, seit Verwaltungsrat und Management die Strategie der Bank überdenken – bislang aber ohne Ergebnis.
Daraus resultiert ein giftiger Cocktail aus strategischer Orientierungslosigkeit, unsicheren Besitzverhältnissen sowie einem Know-how- und Kundenverlust. Das treibt die Bank immer tiefer in einen Teufelskreis. Die Ingredienzen zu dieser gefährlichen Mischung sind vielfältig:
1. Wichtigste Leute gingen von Bord
Nicht nur Daniel Christen hat die Falcon Private Bank jüngst verlassen. Auch die Chefjuristin Sibil Melliger ist nicht mehr bei der Bank, wie ein Sprecher bestätigte. Und die Liste der gewichtigen Abgänge in den vergangenen Monaten wird damit noch länger: Finanzchef Urs Zgraggen, Technologiechef Mathias Studach, Handelschef Ivo Sauter sowie Christian Schulthess zogen bisher die Konsequenzen. Daraus resultiert ein veritabler «Brain Drain».
Christens Abgang wirft die Frage auf, wie tragfähig die Vermögensverwaltung von Falcon in Zürich noch ist. Denn bereits zog es Manuel Graf mit seinem Russland-Team zur VP Bank, und Peter Sigrist, Leiter Nordics, wechselte vergangenes Jahr zu Vontobel. Damit hat die Bank innert relativ kurzer Zeit gleich drei wichtige Teams in der Limmatstadt verloren.
Ein Falcon-Sprecher erklärte gegenüber finews.ch: «Wir rekrutieren intensiv am Personal, insbesondere in den Bereichen Front und Blockchain/Krypto-Asset-Management. Zudem arbeiten wir mit Hochdruck an Nachfolgeplanungen mit dem Ziel, diese bis Ende Juni finalisiert zu haben.»
2. Die digitale Aufbruchstimmung ist verflogen
Vom digitalen Neustart, den die Bank vor wenigen Monaten noch medial ankündigte, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Diesen Eindruck erhielt finews.ch im Gespräch mit derzeitigen und ehemaligen Falcon-Mitarbeitern – selbst wenn der Sprecher diesem Eindruck vehement widerspricht.
Von einer digitalen Plattform, die CEO Keller (Bild unten) im vergangenen Oktober versprochen hatte, ist bei Falcon bislang nichts zu sehen.
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