Für ambitionierte Uhrenhersteller stellt die kalte Jahreszeit seit jeher eine besondere Projektionsfläche dar. Ob es um Technik geht (Gangreserve bei Minusgraden) oder um die Optik: Wir stellen fünf besonders schöne Winter-Uhren vor.
Von Marianne Eschbach
Ist es die Sehnsucht nach der intakten Bergwelt und nach einer Ära als Skiferien, zumindest für Menschen im Alpenraum zur Selbstverständlichkeit des Winters gehörten? Nach einer Zeit, in der von Dezember bis März immer genug Schnee da war? Als das Auftauen des Permafrost und das Abschmelzen der Polkappen noch kein Thema war?
Oder ist es der für 2026 angekündigte Relaunch der historischen Uhrenmarke Universal Genève (durch Breitling-CEO Georges Kern und Partners Group) mit dem legendären Uhrenmodell «Polerouter» (sie erinnert an den ersten Linienflug der SAS über den Nordpol 1954), welche das Thema beflügelt? Uhrenhersteller fühlen sich auf jeden Fall wohl in der Kälte.
Polar-Expeditionen
Nach der grossen Zeit der Polarforscher wie Roald Amundsen oder Robert Falcon Scott zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelangten die Eiskappen der Erdkugel in den 1950er-Jahren erneut in den Mittelpunkt des Interesses: Die skandinavische Fluggesellschaft SAS führte 1954 den ersten Linienflug über den Nordpol durch; die Reise ging von Kopenhagen nach Los Angeles. In der Antarktis startete derweil die US Navy 1955 eine Reihe sogenannter Deep Freeze Einsätze, zudem wurden neue Forschungsstationen errichtet.
Die Uhrenfirma Nivada Grenchen gab ihr Modell «Antarctic» mit auf den ersten Deep Freeze Einsatz unter Admiral und Polarforscher Richard Byrd. Eine Lobesschrift aus der Zeit bescheinigt der Uhr Schnee, Regen und Graupelschauer ausgesetzt gewesen zu sein, Schläge gegen Eis sowie Temperaturschwankungen von plus 100 bis minus 40 Grad eingesteckt zu haben ohne eine Sekunde Ganggenauigkeit einzubüssen.
Polar-Look
Andere Uhrenbrands sind weniger der wissenschaftlichen dafür umso mehr der optischen Schönheit der eisigen Regionen zugetan. Czapek Genève, die 2012 wiederauferstandene Marke des vom böhmischen Uhrmacher François Czapek 1839 zusammen mit Antoine Norbert de Patek in Genf gegründeten Hauses führt seine sportlichen Uhren in der Linie «Antarctique» und mit Modellnamen wie «Polar Sky», «Passage de Drake» und «Mount Erebus».
Die eisigen Wirbel eines antarktischen Sturms haben es auf das Zifferblatt des neusten Modelles «Purple Storm» geschafft. Die Marke Urwerk hat zum Polarstern und auf den Kultfilm «2001: A Space Odyssey» geblickt und gerade das neue Modell unter dem Namen «Polaris» lanciert. Der Fokus liegt auf «einem härteren Farbton von Weiss» für das Gehäuse. Silbernes Fiberglas verkapselt in weisses Harz sorgt für den gleissenden Effekt.
Schneesport
Wer es winterlich aber weniger arktisch-unwirtlich mag, findet sehr sportliche und sportlich-schicke Uhrenmodelle z.B. bei Junghans und Breitling. Junghans feiert gerade die Nordischen Skisportarten mit Zeitmessern im Norwegen-Look und mit Stoppfunktionen.
Breitling verschreibt sich dem alpinen Chic in einer Kooperation mit dem Zermatter Fünfsternehotel Cervo Mountain Resort. Das entsprechende «Navitimer»-Modell kontrastiert das Winterweiss der Berglandschaft farblich mit Tannengrün und Rosa. Sieht cool aus auf der Piste und danach. Schliesslich gibt es ja noch die Zeit des Après-Ski.
1 Polarsturm
Jedes Zifferblatt dieser limitierten Auflage wurde von einem Künstler beim Schweizer Zifferblatt-Spezialisten Metalem von Hand lackiert. Es evoziert einen aufziehenden Sturm am antarktischen Winterhimmel.
Czapek «Antarctique Purple Storm» (40 mm), aus Edelstahl, in-house Automatikkaliber, handlackiertes Unikat-Zifferblatt. 31'500 Euro. (Bild: zVg)
2 Ski-Chic
Die Uhrenherstellerin und das Hotel Cervo Mountain Resort in Zermatt beschenken sich zum 140-jährigen Jubiläum bzw. 15. Geburtstag mit einer limitierten Ausgabe der ikonischen «Navitimer»-Uhr.
Breitling «Navitimer Automatic GMT 41 CERVO Edition» (41 mm), aus Edelstahl, mechanisches Chronographen-Uhrwerk mit Automatikaufzug, tannengrünes Zifferblatt mit 24-Stunde-Skala und rosa Akzenten. 6'250 Franken. (Bild zVg)
3 Nordisch sportlich
Der Schwarzwälder Uhrenproduzent (gegründet 1861) ist offizieller Timing-Partner der FIS Nordischen Ski-Weltmeisterschaften (26. Februar bis 9. März 2025) in Trondheim. Die Tradition der Uhrmacherei zeigt sich in modernisierten Editionen ikonischer Vorbilder, z.B. der klassischen Handstoppuhr.
Junghans «1972 Competition FIS Edition Trondheim» (45.5 mm), aus Edelstahl, mit Automatikuhrwerk. Zifferblatt mit Schneeflockendruck und Norwegischer Flagge. 2'840 Franken. (Bild zVg)
4 Einmal Südpol, bitte!
1926 gegründet, feiert die Marke jetzt ihr Revival. In den 1950er-Jahren begleiteten die Uhren aus Grenchen Mitglieder der amerikanischen Navy bei den sogenannten Deep Freeze Einsätzen in der Antarktis und auf Expeditionen zum Südpol.
Nivada Grenchen «Antarctic GMT Tropical» (36 mm) aus Edelstahl, 24-Stunden-Anzeige, Acryl-Glas, Automatikwerk von Soprod, 1'800 Franken. (Bild: zVg)
5 Polarweiss
Der junge Uhrenhersteller (gegründet 1997) von Felix Baumgartner und Martin Frei, vereint traditionelle Uhrmacher-Expertise mit avantgardistischem Design. Mit Polarweiss wird gerade ein neuer Farbenhorizont erforscht.
Urwerk «UR-230 Polaris» (44.81 x 53.55 mm), aus weisser, mit Fiberglas verstärkter Keramik, Titan-Boden, Automatikuhrwerk mit neu entwickelten Stossdämpfer-Turbinen, Armband aus vulkanisiertem Kautschuk. 150'000 Franken. (Bild: zVg)