Im internationalen Crossborder-Geschäft sind die Schweizer Banken nach wie vor eine Macht. Doch es droht Gefahr – ausgerechnet vom Finanzplatz-Hoffnungsträger Blockchain.
Der Blockchain-Technologie wird erhebliches disruptives Potenzial zugesprochen. Gerade in der Schweiz, wo sich eine höchst lebendige und international geprägte Blockchain- und Kryptowährungsszene etabliert hat, wird die Technologie in hohen Tönen gepriesen. Dazu gehören nicht zuletzt auch die etablierten Banken, die sich von vom Einsatz der Blockchain Effizienzgewinne versprechen.
Doch damit sägen die Banken auch am eigenen Ast, wie die Ratingagentur Moody's in einer jüngst veröffentlichten Studie (kostenpflichtig) festhält. Während die Blockchain das Potenzial habe, bei Finanztransaktionen sowohl Zeit als auch Kosten deutlich zu senken, gehe von ihr darum auch ein erhebliches Risiko für den Schweizer Finanzplatz aus, heisst es in der Studie.
50 Prozent der Erträge im Risiko
Die Moody's-Analysten berechneten die Ertragsquellen im Swiss Banking und stellten fest, dass rund die Hälfte aller Erträge aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft stammen. Dies mache den Schweizer Finanzplatz verletzlich, sollte es mit Einsatz der Blockchain gelingen, im internationalen Transaktionsgeschäft die Kosten massiv zu senken.
«Schnellere und günstigere Crossborder-Transaktionen wären für die Bonität der Schweizer Banken positiv», so Moody's. «Doch könnten diese Effizienzgewinne auch die Erträge aus Gebühren und Kommissionen kürzen, was für die Bonität negativ wäre.
Vorteil kann zum Nachteil werden
Die Schweiz und ihre Finanzindustrie ist zusammen mit Grossbritannien und Belgien das Land, welches gemäss der Ratingagentur das höchste Risiko-Exposure gegenüber der Blockchain hat, abgesehen von Luxemburg und Hongkong, die als Sonderfälle gelten.
Colin Ellis, Managing Director von Moody's, sagte: «Die Anwendung der Blockchain durch Banken wird ihre Erträge senken». Demgegenüber stünden die Vorteile durch tiefere Kosten sowie geringeren Risiken bei den Transaktionsgeschäften.
Blockchain ja – Kryptowährungen nein
Während auf dem traditionellen Schweizer Finanzplatz die Meinung gilt, Blockchain sei eine vielversprechende Technologie und deren Erforschung und Entwicklung darum notwendig, entwickelt sich vornehmlich in Zug eine Startup-Szene, die sich mittels Einsatz der Blockchain der Erschaffung, dem Handel und den Transaktionen mit Kryptowährungen verschrieben hat.
Kryptowährungen wie Bitcoin, Litecoin oder Ether wiederum sind ein Thema, von welchem die Banken im Allgemeinen die Finger lassen. Das geht soweit, dass die Banken den Krypto-Startups auch den Zugang zu Geschäftskonten verwehren.
Blockchain ein Katalysator
Nur wenige Institute, wie beispielsweise die Zürcher Falcon Private Bank, bieten ihren Kunden inzwischen auch Vermögensverwaltungsdienste mit Kryptowährungen an.
Zieht man das Szenario von Moody's heran, werden traditionelles Banking und Krypto-Banking wohl zunehmend miteinander verschmelzen – mit der Blockchain als Katalysator.
Welche Banken, Finanzinstitute oder Startups als Gewinner der Entwicklung hervorgehen werden, hängt davon ab, wie es ihnen gelingen wird, die Blockchain am gewinnbringendsten entlang ihrer Wertschöpfungskette einzusetzen.