Das Rennen um die Nachfolge des langjährigen Goldman-Sachs-CEO Lloyd Blankfein spitzt sich zu. Als Kronprinz wird nun ein Investmentbanker gefeiert, der in seiner Freizeit Plattenteller dreht.
Seit vergangenem Jahr teilen sich Harvey Schwartz und David Solomon gemeinsam das Amt des operativen Leiters (COO) bei der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs. Der COO-Posten gilt als eine Art Rekrutenschule für den CEO-Posten bei den Goldmännern, der seit zwölf Jahren von Lloyd Blankfein ausgefüllt wird.
Wie Goldman Sachs nun am Montag mitteilte, zieht sich Schwartz im April als Co-COO des Unternehmens zurück. Damit haben sich die Chancen Solomons (Bild links) deutlich erhöht, künftig das Steuer von Blankfein zu übernehmen, der dem Vernehmen nach seinen Rückzug vorbereiten soll.
Gleichwohl bleibt offen, ob Amtsinhaber Blankfein so bald in den Ruhestand tritt. Zum Bericht über seinen baldigen Abgang schrieb er auf Twitter: «Das ist die Ankündigung des WSJ und nicht meine. Ich fühle mich wie Huck Finn, der seinen eigenen Nachruf anhört.»
It's the @WSJ's announcement...not mine. I feel like Huck Finn listening to his own eulogy.
— Lloyd Blankfein (@lloydblankfein) 9. März 2018
Ein Investmentbanker durch und durch
Solomon seinerseits stiess 1999 als einer der wenigen Partner von ausserhalb zu den Goldmännern. Bevor er zum Co-COO ernannt worden war, leitete der 56-Jährige Politikwissenschaftler die Investmentbank-Sparte von Goldman Sachs während zehn Jahren. Zuvor verantwortete er die Division Financing Group.
Bevor er zu Goldman wechselte, stand Solomon im Dienst von der Investmentbank Bear Stearns und der Wall-Street-Ikone Solomon Brothers. An beiden Orten war er für Anleihen mit schlechter Bonität, so genannten Junk Bonds, zuständig.
DJ und Wein-Aficionado
Doch Solomon ist nicht nur der karriereorientierte Investmentbanker. In seiner Freizeit frönt er unerwarteten Hobbys. So tritt er regelmässig als DJ D-Sol auf, während sich Frauen in Bikinis zu seinen Beats räkeln.
Solomon sei überzeugt: Wer ein breites Spektrum an Interessen verfolge, geniesse eine bessere Work-Life-Balance. Diese wiederum beschleunige die Karriere, erklärte ein Goldman-Sprecher im vergangenen Jahr gegenüber der «New York Times». Seine Botschaft richte sich vor allem an die junge Generation in der Bank, weshalb Solomon versuche, mit gutem Beispiel voranzugehen.
Angetan ist Solomon nicht nur von fetten Bässen. Er ist auch ein passionierter Weinliebhaber. Die edlen Tropfen zogen Anfang Jahr auch seinen früheren Assistenten in den Bann – wenn auch unrechtmässig. So soll dieser seltene Weinflaschen im Wert von 1,2 Millionen Dollar aus dem Depot seines Bosses entwendet haben, wie «Bloomberg» berichtete.