Die jährliche Umfrage von Goldman Sachs zeigt, dass sich die Stimmung an den Märkten für private Anlagen verbessert hat. Allerdings erschweren anhaltende Bewertungsdiskrepanzen zwischen Käufer und Verkäufer den Ausstieg.

Wie ist die Stimmung an den Märkten für Private Equity, Private Credit, Immobilien und Infrastrukturen? Goldman Sachs Asset Management – der Bereich der US-Grossbank, der selber in Privatmärkten angelegtes Vermögen von 500 Milliarden Dollar verwaltet – hat dazu eine Umfrage («Charting New Routes») unter Investoren (Limited Partners) und Fondsmanagern (General Partners) durchgeführt. 

Vom Juni bis August 2024 wurden weltweit 235 Investoren und Fondsmanager befragt. Zu den Investoren (rund 80 Prozent der Befragten) zählten insbesondere Vermögensverwalter, Pensionskassen, Versicherungen und Stiftungen.

Sogar im Immobiliensektor überwiegt nun das Positive

Die Resultate zeigen, dass sich die Stimmung gegenüber der Erhebung im Vorjahr verbessert hat, wobei die Fondsmanager optimistischer sind als die Investoren. Selbst im Immobiliensektor, der Anlageklasse mit den schwierigsten Rahmenbedingungen, überwiegt nun das Positive. 38 Prozent der Limited Partners geben an, dass sich die Investitionsmöglichkeiten verbessert haben, für 31 Prozent haben sie sich hingegen verschlechtert.

«Die Stimmungslage wandelt sich allmählich – von vorsichtig zu mutig», kommentiert Dan Murphy, Leiter des Bereichs Alternative Portfolio Solutions bei Goldman Sachs Asset Management. «Anleger bauen Positionen in neuen Privatmarktbereichen auf und sind in diesen oft noch unteralloziert – insbesondere in Wachstumssegmenten wie Private Credit und Infrastruktur, aber auch an anderen Stellen wie dem Markt für Sekundärinvestitionen und Co-Investments.»

Rezessionsängste lassen etwas nach

Gewandelt hat sich die Einschätzung der Makrorisiken. Die grösste Sorge der letztjährigen Erhebung, eine Rezession, wurde nur noch von 35 Prozent statt 44 Prozent genannt. Wichtiger geworden sind dafür nicht ganz unerwartet geopolitische Konflikte (61 Prozent) und das Risiko überzogener Bewertungen (40 Prozent).

Jeff Fine, Global Co-Head of Alternatives Capital Formation, hält fest: «Die Furcht der Anleger vor Makrorisiken hat sich mit der sinkenden Inflation und dem Rückgang der Zinssätze gelegt. Nichtsdestotrotz blieben aus Sicht der Limited Partners zu hohe Bewertungen und deren Auswirkungen auf die Handelsvolumen ein Grund zur Sorge.» Bei ihnen stünden daneben eine Rezession und die Inflation weiterhin oben auf der Kummerliste, während sich die General Partners vor allem über die höheren Zinssätze und Regulierungsrisiken besorgt zeigten.  

Die Krux mit der Bewertung

Liquidität bleibe für viele Anleger das beherrschende Thema. General Partners suchten zunehmend nach Möglichkeiten, Ausschüttungen an ihre Investoren durch Liquidity Solutions zu finanzieren, da Exits (Verkäufe von Unternehmen aus dem Portfolio) weiterhin durch die anhaltenden makroökonomischen Unsicherheiten und die Bewertungsdiskrepanzen zwischen Käufern und Verkäufern erschwert würden.

Trotz sinkender Transaktionsvielfachen («Multiples») würden die Bewertungen im Bestandsportfolio weiterhin als überhöht betrachtet, insbesondere von den Limited Partners. Die General Partners führen als grösste Hindernisse für Neuinvestments die hohen Bewertungen (60 Prozent) sowie die Anzahl attraktiver Investitionsobjekte (56 Prozent) an.

Ausstieg über die Börse weniger en vogue

«In Anbetracht der schleppenden Exits und mancher als überzogen empfundenen Bewertungen konzentrieren sich General Partners auf das Umsatzwachstum als primäre Quelle der Wertschöpfung», erklärt Amy Jupe, Global Co-Head des External Investing Group (XIG) Private Equity Primaries Teams.

Strategische Verkäufe werden weiterhin als wichtigste Exit-Variante angesehen (81 Prozent), dicht gefolgt von Verkäufen an andere General Partners  bzw. Fonds (70 Prozent). Dagegen sei der Optimismus in Bezug auf den IPO-Markt, also auf einen Ausstieg über ein Börsendebüt, allgemein abgeflaut, heisst es in der Studie.