Das Fintech Nectar Financial startet durch. Mittels künstlicher Intelligenz wandelt es sich vom Zulieferer zum Vermögensverwalter, so Recherchen von finews.ch. Ein erstes Produkt zeigt, wohin die Reise geht.
Auf den Tischen stehen die in der Startup-Szene obligaten Schüsseln mit Gummibären und Popcorn. Obwohl: So jugendlich ist die Firma Nectar Financial aus Altendorf SZ gar nicht. Die Anfänge des Unternehmens reichen acht Jahre zurück. Mittlerweile beschäftigt Nectar über 60 Mitarbeitende, verfügt über eine etablierte Kundschaft von Vermögensverwaltern und so illustre Aktionäre wie die Privatbank Julius Bär.
Ist CEO und Mitgründer Michael Appenzeller zu glauben, war dies jedoch alles nur Vorgeplänkel. Vergangenen Montag verkündete er vor Investoren, die Fintech-Firma werden nun erst richtig durchstarten. «Sie dürfen und können noch viel mehr von uns erwarten», so die Parole des Nectar-Lenkers.
Die zehnfache Rendite
Doch auch in Altendorf beginnt der Wettlauf mit einem ersten Schritt. Dieser besteht in einem Zertifikat, das Appenzellers Mannen zusammen mit Julius Bär lancieren. Das Papier «Nectar Smart Alternatives» investiert in 15 bis 20 Hedgefonds – was recht konventionell klingt.
Weniger konventionell ist hingegen, dass die Auswahl der Fonds und die Gestaltung des Portfolios zu 80 Prozent von Maschinen erledigt werden. Und dass Nectar anstrebt, mit dem Schein jährlich über 8 Prozent Rendite einzufahren. Zum Vergleich: Der einschlägige Barclays Fund of Funds Index rentierte seit 2009 nur 0,8 Prozent pro Jahr.
Wie will Nectar das Zehnfache davon erreichen? Indem das Fintech alles zusammenbringt, woran es die letzten Jahren hinter den Kulissen gearbeitet hat.
Wühlen im Datenberg
Entscheidend ist dazu die Schwesterfirma Fundbase, die in der Mehrheit ebenfalls Appenzeller und Nectar-Co-Gründer Pius Stucki gehört. Fundbase sammelt für Dritte Daten über Hedgefonds.
So hat sie in den letzten Jahren laut den Gründern einen wahren Schatz an Informationen angehäuft. Letzten Sommer schuf Nectar dann die Voraussetzung, diesen Schatz erst richtig zu heben: Die Firma heuerte Spezialisten für Künstliche Intelligenz (KI) an und liess diese im Datenberg wühlen.
Jetzt folgen die ersten Ergebnisse. Die von den Experten programmierten Computer suchen aus mehr als 15'000 auf Fundbase aufgeführten Hedgefonds-Managern ein «Cluster» von bis zu 200 mit den gewünschten Eigenschaften. In einem weiteren Prozess, bei dem laut Nectar auch KI zum Einsatz kommt, werden Ausreisser unter die Lupe genommen und die Arbeitsweise der Fonds analysiert. Übrig bleiben 50 Manager.
Der Bauch hat noch Platz
Anschliessend übernimmt eine weitere Entwicklung von Nectar: Ein Algorithmus zur Portfolio-Optimierung, der bei den Vermögensverwaltungskunden bereits im Einsatz ist. Der Rechner macht dabei nicht nur Vorschläge zum Risiko-Rendite-Potenzial. Sondern klärt auch die regulatorischen Bedingungen und die Eignung des Investors ab. Mit diesem Ansatz schrumpft die Auswahl der Hedgefonds-Manager auf 25.
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