Am diesjährigen Bankiertag redete der Bundesrat den Bankiers ins Gewissen. Und die Branche gab sich auch wieder einmal etwas selbstbewusst, ja fast schon kämpferisch.
An der Spitze bleiben: So lautete das Motto des Schweizer Bankiertags vom (gestrigen) Donnerstag, an dem sich das Who’s-who der Branche mitten im Zürcher Finanzzentrum ein Stelldichein gab.
«Wir sind Spitze» – damit eröffnete dann auch Herbert J. Scheidt (Bild unten), der Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), den Abend im Zürcher Event-Lokal Aura. Nur um zu mahnen, dass die Banken dem Wandel Rechnung tragen müssten, wenn sie ihre Führungsposition verteidigen wollten.
Tatsächlich zeigte der jüngst publizierte Bankenbarometer, dass in der Branche so einiges aus dem Lot geraten ist.
Hans J. Vontobel als Vorbild
Allerdings: Der Wandel müsse mit Mass angegangen werden, meinte Scheidt, und erinnerte an den 2016 verstorbenen Banken-Doyen Hans J. Vontobel. Der habe sich bis ins höchste Alter seine Neugier bewahrt, aber eben stets auf massvolle Veränderungen gepocht.
(Herbert Scheidt, Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung)
Aus dem Mass gelaufen sei indes die Regulierung der Banken, so Scheidt an die Adresse der Vertreter der Aufsicht im Saal – zugegen war unter anderem der Präsident der Schweizerischen Nationalbank Thomas Jordan.
Statt des gefürchteten «Swiss Finish» bei den Vorschriften hatte Scheidt am Donnerstag bereits einen «Swiss Way» gefordert, wie auch finews.ch berichtete. Indes hielt der höchste Schweizer Banker auch eine Spitze für das Publikum bereit. Es seien die Verfehlungen aus der Finanzkrise und nicht zuletzt die masslosen Boni gewesen, die ihrerseits eine masslose Regulierungswelle ausgelöst hätten.
Launiger Bundesrat
In seiner Grussbotschaft an die Branche spielte ein sichtlich launig aufgelegter Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann die Spitzen an Scheidt zurück. Zwar glänze die Schweiz in weltweiten Ranglisten, so der Bundesrat. Hingegen habe der Standort für Jungfirmen an Attraktivität verloren – gerade auch, was Bankkredite angehe. «Das geht an sie, meine Damen und Herren», so Schneider-Ammann.
Einig ging der Magistrat jedoch mit Scheidt, dass die Regulierung entschlackt werden müsse. «Der Kampf gegen die Gesetzesflut geht weiter, Herbert», versicherte er diesem.
Startups unterstützen
Als grosse Herausforderung betrachtet Schneider-Ammann die Digitalisierung, welche die Bankbranche bereits stark erfasst habe. Um trotz des Trends Vollbeschäftigung in der Schweiz zu garantieren, seien noch einige Anstrengungen nötig.
Dazu gehöre es auch, Startups zu unterstützen. Dabei redete der Bundesrat ganz offen der Idee eines Innovationsfonds das Wort, und appellierte insbesondere an die Grossbanken UBS und Credit Suisse sowie an den Versicherer Mobiliar, deren Spitzen mit den jeweiligen Präsidenten Axel Weber, Urs Rohner und Urs Berger ebenfalls zugegen waren.