Die Credit Suisse Schweiz hat ein digitales Kässeli für die Kinder ihrer Kunden lanciert. Im putzigen Schweinchen steckt so einige Zukunftsmusik.
Das Digipigi kichert, wenn man es füttert, wie ein Tamagotchi in Schweinchenform. Nicht so gerne mag es durch die Luft geworfen werden. Hunger hat es immer: Das neue digitale Kässeli der Credit Suisse (CS) frisst Fränkler und Hosenknöpfe – und soll dabei Kinder von 0 bis 12 Jahren den Umgang mit Geld lehren, wie auch finews.ch berichtete.
Ein Augenschein zeigt, dass es sich beim Digipigi mehr als um ein blosses Giveaway handelt. Vielmehr hat die Schweizer Universalbank der CS unter der Ägide von Produktechefin Florence Schnydrig Moser (Bild unten) mit grosser Kelle angerichtet. Im Kern des Schweinchens könnte gar die Zukunft der Grossbank angelegt sein.
Auch ein Kässeli
Während sich Ferkel aus Fleisch und Blut im Matsch suhlen, streift das Digipigi nämlich durch ein von den CS-Informatikern erarbeitetes, digitales Ökosystem. Die Uridee geht auf einen Prototyp zurück, den Studenten der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) bereits Ende 2015 entwickelten.
Das Digipigi ist deshalb nicht nur Kässeli, Nachtlampe und Wecker. Sondern, mit WLAN verbunden, in Kontakt mit je einer Kinder- und Eltern-App, die P2P-Überweisungen von Taschengeld und die Online-Verwaltung von Konti erlauben. Hinzu kommt – erstmalig in der Schweiz – eine Debitkarte für Kinder ab sieben Jahren.
Banking plus Internet der Dinge
Aus der Warte der Digitalisierung betrachtet heisst dies: Die CS Schweiz kombiniert digitales Banking mit dem Internet der Dinge. Damit schlägt sie gar der Erzrivalin UBS ein Schnippchen – und denkt bereits weiter.
Wie an der Pressenkonferenz zur Lancierung zu erfahren war, verschiebt sich mit der Digitalisierung der «Point of Sale» auch im Banking immer mehr näher zum Kunden. So werden die kleinen Digipigi-Kunden die CS dereinst wohl nicht mehr mit der Filiale nebenan assoziieren. Sondern mit einem stets aufgestellten Schweinchen.
Das Kässeli auf dem Nachtisch, das ist der Schalter von morgen.
Pakete zuhauf
Erstmal muss die CS jedoch das Schwein zum Fliegen bringen. Schnydrig Moser zufolge sind dafür die rund 1 Million Kinder in der Schweiz zu gewinnen. Die Produktion von mehreren Zehntausend Digipigis ist offenbar aufgegleist.
Gleichzeitig hat die Produktefrau das neue Angebot clever in die Paketlösungen integriert, von denen sich die CS Schweiz so viel erhofft. Das Viva-Kids-Paket mit Schweinchen geht nahtlos in Viva für Jugendliche und Studenten und schliesslich in Bonviva für Erwachsene über. Das geht auch rückwärts: Bonviva-Kunden erhalten das Viva-Kids-Paket für ihre Kinder kostenlos.
Kinder als Hebel
Schafft es die CS, wie die Retailerin Migros mit ihren «Mania»-Aktionen die Kinder als Hebel für den Konsum der Eltern einzuspannen, dann dürfte es in ihren Bankfilialen demnächst geschäftig zugehen.
Dazu lässt die Grossbank nichts anbrennen. Zur Lancierung ist eine grossangelegte Kampagne geplant, mit Onlinewerbung, Plakaten und TV-Spots. Nicht bekannt ist, ob die CS dabei auch den Slot vor der «Gutenachtgeschichte» bucht.