Die Fondsindustrie ist wie viele andere Finanzsektoren fest in Männerhand – ganz besonders in der Schweiz.
Die Diskussion um Frauendiskriminierung und -förderung in Unternehmen tobt gerade auf dem Höhepunkt, seit Google einen Programmierer entlassen hat, der in einem Manifest alte Stereotypen von sich gegeben hat.
In der Schweizer Finanzbranche tun sich insbesondere die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse darin hervor, den Geschlechtergraben innerhalb ihrer Unternehmen zuzuchaufeln und Frauen für höhere Managementpositionen zu fördern.
Ein Frauenanteil von 10 Prozent
Tatsächlich ist die Realität in der Finanzindustrie noch immer ernüchternd und dies besonders im Fondsmanagement. Von über 15'300 Fondsmanagern in der Datenbank des britischen Fondsanalysehauses Citywire sind genau 13'540 Männer und 1'615 Frauen. Das ergibt einen Frauenanteil von rund 10 Prozent.
Damit ist der Geschlechter-Graben etwa gleich breit wie ein Jahr zuvor, wie «Citywire» im aktuellen «Alpha Female Report 2017» erklärt.
Neu wurden auch jene Fonds analysiert, welche ausschliesslich von Frauen beziehungsweise von Männern geführt werden. Und hier ist der Geschlechtergraben noch tiefer: 809 Frauen versus 12'597 Männer.
Mühe mit der männlichen Kultur
Auch was die Fondsgrösse anbelangt sind die Männer den Frauen deutlich voraus. Es sind im Schnitt umgerechnet 386 Millionen Franken Fondsvolumen bei den Frauen und 627 Millionen Franken bei den Männern.
Der Grund der männlichen Dominanz liegt nicht in der Performance, wie es weiter hiess, sondern in der oft männlich dominierten Kultur in der Fondsindustrie. 99 von 100 Frauen begründen ihre Abkehr vom Fondsmanagement mit der männlichen Kultur, erklärt Ann Richards, CEO der britischen Fondsgesellschaft M&G.
Gleichzeitig werden die Fonds seit geraumer Zeit von Männern geführt. Dies macht es schwierig für Frauen durchzudringen – vor allem dann, wenn der Fonds gut geführt wird.
Mehr Frauen in Südeuropa und Asien
Regional betrachtet gibt es deutliche Unterschiede, auch wenn in allen untersuchten Ländern die Männer nach wie vor die Oberhand haben. In Spanien liegt der Frauenanteil im Fondsmanagement mit 22 Prozent am höchsten gefolgt von Italien und Frankreich mit 19 beziehungsweise 18 Prozent (siehe Grafik). Auch in Asien, namentlich in Singapur, Hongkong oder Taiwan, liegt der Anteil an Fondsmanagerinnen über dem Schnitt.
Schweiz im unteren Drittel
Die Schweiz ist deutlich weniger frauenfreundlich. Gerade mal 8 Prozent der Fondsmanagerinnen in der Schweiz sind Frauen. Kleiner ist der Frauenanteil nur in Dänemark und Deutschland mit 7 und 5 Prozent sowie in Indien und Brasilien mit je 3 Prozent.
Der Sache der Frau hat sich jüngst die UBS angenommen. In ihrem Anfang Jahr publizierten Fünfjahres-Plan will die Schweizer Grossbank den Frauenanteil im Banking erhöhen. Auch im Beratungsprozess soll die weibliche Perspektive stärkeres Gewicht bekommen, wie auch finews.ch berichtete.