Das Umfeld fürs Asset Management ist äusserst schwierig. Trotzdem bekennen sich Banken wie Credit Suisse und Deutsche Bank zum Geschäft – mit einem Eifer, der an die Politik erinnert.
Der von Eric Varvel (Bild unten) verordnete Umbau des Asset Managements der Credit Suisse (CS), über den finews.ch kürzlich exklusiv berichtete, kommt mit einer Botschaft. «Mein Ziel ist es, das Wachstum unseres Geschäfts weltweit auf disziplinierte Art und Weise voranzutreiben und ein global führender Asset Manager zu werden», betonte Sparten-Chef Varvel letzten Montag in einem Memo an die Mitarbeitenden.
Mit anderen Worten: Das Asset Management bleibt fester Bestandteil des Geschäftsmodells der Schweizer Grossbank.
John Cryans Briefing
Interessanterweise stellte sich nur wenige Tage zuvor ein anderer europäischer Banken-Riese hinter seine Fondssparte. In seinem monatlichen Briefing an die Mitarbeitenden sagte es Deutsche-Bank-CEO John Cryan (Bild ganz unten) klipp und klar: «Dieses eine Gerücht insbesondere möchte ich entkräften, indem ich hiermit unmissverständlich klar mache, dass die Deutsche Asset Management ein integraler Bestandteil unseres Geschäftsmodells bleibt.»
Zuvor war spekuliert worden, dass die in schweren Turbulenzen steckenden Deutsche Bank die Sparte abstossen werde. Genau so, wie sie für ihr Retailgeschäft mit der Postbank nach Käufern sucht.
Reiner Zufall?
Das Zusammentreffen der Voten von Cryan und Varvel mag rein zufällig sein. Auffällig ist hingegen, wie vehement sich die Bank-Manager hinter ein Geschäft stellen, in dem sie zurzeit gefordert sind.
Dass die Asset-Management-Branche mit dem Tiefzinsumfeld, fallenden Margen und risikoscheuer Kundschaft zu kämpfen hat, ist das Eine. Die Problematik kennen Private und Retail-Banker ebenfalls zur Genüge. Doppelt schwer wiegt hingegen, dass der Verkauf von Investment-Produkten in einer Strukturkrise steckt: die Kunden wandern in Scharen von hochmargigen aktiven Vehikeln zu günstigeren Passivfonds ab.
Die Wetterecke der CS
Das alles spricht für Turbulenzen – und tatsächlich erwies sich gerade Varvels Sparte in den letzten Jahren als «Wetterecke» der Credit Suisse.
So kam es dort 2008 zum ersten grossen Bruch, als die CS den Löwenanteil ihres Fondsgeschäfts an die schottische Aberdeen Asset Management verkaufte. 2012 entschied die CS dann, das Asset-Management mit dem Privatbanking unter der Co-Leitung von Ulrich Meister und Robert Shafir zusammenzufassen. Ein Jahr später schloss die Blackrock-Tochter iShares die Übernahme des Schweizer Passivfonds-Geschäfts der CS ab.
Wechsel als Konstante
Im Jahr 2015 musste dann Meister nach dem Antritt von CS-CEO Tidjane Thiam den Hut nehmen; auch Shafir und Asset-Management-Chef Bob Jain verliessen das Unternehmen. Letzten Mai trat Varvel als neuer Leiter der Sparte an, die vergangenen Oktober im Rahmen der «Strategieanpassung» dem International-Wealth-Management-Chef Iqbal Khan unterstellt worden war. Der Wechsel war zuletzt also die Konstante im CS-Asset-Management, das im letzten Quartal einen Mittelzufluss von 3,5 Milliarden Franken verzeichnete und die Management-Gebühren steigern konnte.
Und dennoch nehmen Varvel – und Deutsche-Bank-CEO Cryan gleichermassen – eine Haltung ein, welche an die Pose der Deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel angesichts der politischen Krise im nördlichen Nachbarland erinnert: «Wir schaffen das», scheint die Losung auch im Banking zu gelten.
Tatsächlich wird Cryan von Beobachtern bereits übelgenommen, dass er nicht verkaufen will – denn das könnte der Deutschen Bank kurzfristig ein wenig Luft verschaffen. Bei der CS wiederum wird erwartet, dass Varvel den ersten Anpassungen bald weitere folgen lässt. Entsprechend ist bei beiden Instituten das Asset Management noch nicht aus dem Schneider.
Ulrich Körners Ziel
Anderseits gibt es für die Grossbanken in jenem Geschäft einiges zu gewinnen. Tauen die Märkte wieder auf, können sie massig Skaleneffekte zum Tragen bringen. Zudem lassen sich intern die Finanzprodukte über zahlreiche Kanäle spielen und die unabhängige Konkurrenz gegen die Wand drücken.
Aber eben: zuerst müsset das Umfeld aufklaren. Und bis dahin müssen es die Banken «schaffen».
Wie lange das dauern kann, davon können die Manager im UBS Asset Management ein Lied singen. 2014 hat Divisions-Chef Ulrich Körner indirekt das Engagement der Grossbank bekräftigt, als er das Fernziel von 1 Milliarde Franken Vorsteuergewinn festlegte. Davon war die UBS-Sparte mit 600 Millionen Franken Ende 2015 noch weit entfernt, versucht nun aber mit neuen Produkten, Beratungs-Ansätzen und mit Zukunfts-Technologie, das Angebot aufzupeppen.
Doch das, bekräftigen neulich auch UBS-Manager gegenüber finews.ch, braucht viel Geduld.