Die texanische Ölmetropole Dallas ist ein Magnet für Private Banker. Die Schweizer sind mit der UBS und Vontobel schon da. Jetzt eröffnet eine weitere Schweizer Bank eine Niederlassung – den Chef hat sie sich von der Schweizer Konkurrenz geholt.
Die texanische Grossstadt steht für die Ölindustrie, die dank des Fracking-Booms einen neuen Aufschwung erlebt hat. Internationale Ausstrahlung hat auch das American Football Team Dallas Cowboys und natürlich die gleichnamige TV-Serie mit dem legendären Fiesling J.R. Ewing.
In der Finanzszene steht Dallas für mehr: Die Millionenstadt ist derzeit der Hotspot im amerikanischen Wealth-Management-Markt: Die Metropole im Südwesten weist das höchste Millionärs-Wachstum der Vereinigten Staaten auf. Im ganzen Bundesstaat Texas leben rund 350'000 Millionäre.
Die texanische Wirtschaft allein ist die zwölftgrösste der Welt. Durch geschickte Anreize ist es Dallas gelungen, zu einem gesuchten Standort für internationale Unternehmen zu werden.
Auch Reyl jetzt in Dallas
Der Boom in Dallas ist den Schweizer Banken nicht verborgen geblieben: Die UBS-Niederlassung in Dallas ist eine der grössten in den USA mit über 80 Financial Advisors. Die Credit Suisse Investmentbank ist vertreten. 2012 öffnete die Bank Vontobel ihre bislang einzige US-Niederlassung in Dallas.
Und nun folgt die Bank Reyl. Wie das Genfer Institut am Freitag mitteilte, hat sie soeben in Dallas ihre zweite US-Filiale eröffnet. Erst im vergangenen August hatte sie über ihre Tochtergesellschaft Reyl Overseas im kalifornischen Santa Barbara Fuss gefasst.
Von Vontobel abgeworben
Nun expandiert Reyl nach Dallas – und bedient sich dafür bei der Konkurrenz. Denn Niederlassungsleiter ist Oliver Hohermuth (im Bild mit Vontobel-Mitarbeiterin Jordan Roberts), der bislang die Geschicke für Vontobel in Texas führte. Dem Vernehmen nach hat Reyl Hohermuth von Vontobel abgeworben.
Das Geschäft mit US-Kunden lernte Hohermuth bei den Private Advisors der Credit Suisse in Zürich. Die Grossbank gab das Offshore-Geschäft Ende 2011 allerdings auf und integrierte die Private Advisors in ihr Amerika-Geschäft. Das hat die CS inzwischen an die amerikanische Grossbank Wells Fargo verkauft.
Der Rückzug der CS aus dem US-Geschäft war für andere Schweizer Institute der Auftakt für einen erneuten Anlauf. Vontobel hatte bereits 2010 entschieden, mit ihrer Einheit Swiss Wealth Advisors US-Offshore-Kunden zu bedienen – in Dallas ging sie dann zwei Jahre später onshore und Hohermuth siedelte von Zürich nach Texas über.
Internationale Expertise anbieten
Den Schritt von Offshore zu Onshore hat vergangenes Jahr auch die Bank Syz gemacht – und die Genfer Reyl. Overseas-Chef Roger Gröbli hatte im vergangenen Jahr die ehrgeizigen Pläne der familiengeführten Bank auf finews.ch-TV dargelegt.
Das Angebot der Schweizer Privatbanken in den USA ist klar auf eine Kundschaft angelegt, die ihre Anlagen international diversifizieren wollen. US-Vermögensverwalter funktionieren oft noch nach dem alten Broker-Dealer-Model, das fast gänzlich auf US-Anlagen ausgerichtet sind.
Die Schweizer Banken hoffen, dank internationaler Anlage-Expertise bei amerikanischen Kunden punkten zu können.