Asset Management galt lange als «unsexy», weil im Private Banking viel mehr zu verdienen war. Doch nun stürzen sich die Geldhäuser auf diese Disziplin. GAM-Chef Alex Friedman warnt allerdings vor der Euphorie, die einige Banken erfasst hat.

Das Asset Management, also die institutionelle Vermögensverwaltung, war lange nicht das Liebkind der Schweizer Banker. Allzu sehr dominierte das Private Banking, also die Vermögensverwaltung für vermögende Privatpersonen, den Geschäftsmix vieler Geldhäuser.

Doch spätestens seit dem faktischen Ende des Schweizer Bankgeheimnisses mit dem Ausland hat der Wind zu Gunsten des Asset Managements gedreht. Zahlreiche Finanzinstitute, bauen das Geschäft mit institutionellen Kunden signifikant aus, wie die Banken Vontobel oder Syz, die Zürcher Kantonalbank (ZKB), aber auch Versicherungsgesellschaften wie die Swiss Life

Selbst die Credit Suisse scheint nach dem Verkauf ihrer ETF-Sparte im Jahr 2013 wieder Gefallen am Asset Management zu finden. So gilt die Schweizer Grossbank als potenzielle Käuferin des britischen Fondshauses Aberdeen Asset Management, wie auch finews.ch berichtete.

Ein Multi-Billionen-Markt

Das Marktpotenzial im Geschäft mit institutionellen Kunden ist denn auch riesig: Laut Schätzungen werden die betreuten Gelder bis zum Jahr 2050 weltweit auf mehr als 400 Billionen Dollar klettern, wie die «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) am Montag berichtete. Allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich das Volumen auf 87 Billionen Dollar verdoppelt.

Der Asset-Management-Boom entspringt primär drei Quellen:

  • Der Erwirtschaftung stabiler Erträge bei relativ geringem Kapitaleinsatz,
  • bislang tieferen regulatorische Anforderungen
  • und dem demographischen Wandel

Auf Kosten der Kunden

Die ganze Entwicklung hat nach den Worten von Alex Friedman, dem CEO des Schweizer Fondshauses GAM, aber auch eine Kehrseite. Je stärker die Banken ihr Asset Management ausbauen würden, desto höher werde in diesen Häusern der Druck, den Kunden eigene Fonds zu verkaufen, gab der Amerikaner der «Financial Times» zu Protokoll und ergänzte: «Banken maximieren so ihre Gewinne auf Kosten der Kunden – wörtlich: «Clients lose out.»

Die Grossbanken halten dagegen, dass sie eine «offene Architektur» pflegen, will heissen: Sie empfehlen auch Produkte externer Anbieter. Die UBS beispielsweise hat eine «guided architecture», wie sie auf Anfrage der «Financial Times» sagte. Allerdings halten sich die Banken wie Morgan Stanley, Credit Suisse, Goldman Sachs, UBS oder die Deutsche Bank bedeckt, was die Verkaufsvolumen interner und externer Fonds anbelangt. 

Alex Birkin, Leiter im Wealth und Asset Management Advisory beim Beratungsunternehmen EY, schätzt, dass es sich bei mindestens einem Drittel aller verkaufen Fonds um hauseigene Produkte handle.

Im Visier der Regulatoren

Dass im Asset Management die Kassen wieder stärker klingeln, dokumentiert indessen auch eine Studie des Strategieberatungs-Unternehmen McKinsey: Demnach macht diese Sparte im Schnitt 11 Prozent der Gewinne bei den Banken aus. Früher waren es nur 7 Prozent gewesen.

Doch auch im Asset Management wird es zu verschärften Regeln und Bestimmungen kommen, besonders was die Verkaufspraktiken bei hauseigenen Produkte angeht. Bereits nahm die amerikanische Börsenaufsicht SEC die US-Bank J.P. Morgan in die Mangel, weil sie sehr vermögenden Privatkunden unerlaubterweise eigene Investmentprodukte verkauft hatte. Ermittlungen bei anderen Instituten sind offenbar im Gange.