Mit der Wahl zur obersten Compliance-Chefin glänzt der Stern von Lara Warner bei der Credit Suisse wie noch nie. So ist die Investmentbankerin bei der Schweizer Grossbank zur Frau der Stunde aufgestiegen.
Beim Thema Lara Warner gerät Tidjane Thiam regelrecht ins Schwärmen. Die eben zum Chief Compliance & Regulatory Affairs Officer ernannte Amerikanerin sei ein «Rising Star», also ein aufgehender Stern am Firmament der Grossbank, erklärte der Chef der Credit Suisse (CS) anlässlich einer Pressekonferenz zum Strategiewechsel am Mittwoch in Zürich.
Tatsächlich leuchtet Warners Stern bei der CS derzeit hell wie nie. Sie verantwortet seit dem heutigen Mittwoch eine Einheit, welche die Grossbank neu geschaffen hat: Auf Geheiss Thiams funktioniert die Compliance bei der CS künftig losgelöst vom Risiko-Management und wird einen entsprechenden Ausbau erfahren. Mit Warner an der Spitze.
Kontrolle hat Priorität
«Compliance hat absolute Priorität», begründete Chef Thiam den Schritt vor den Medien. Das müsse allen Mitarbeitern im Konzern klar sein. Denn die Vergangenheit habe gezeigt, wie kostspielig Lücken in diesem Bereich sein könnten, mahnte der CS-Chef. Was die Bank künftig brauche, sei bessere Kontrolle. Und das Instrument dieser Kontrolle ist Warner.
Dass dem so ist, erscheint als geradlinige Fortsetzung von Warners Karriere innerhalb der Bank. Die nahm innerhalb der Investment-Banking-Division der CS ihren Lauf, wo Warner 2002 als Analystin für Aktien von Telekom-Firmen eingetreten war.
Ab 2013 amtete sie als oberste Herrin über die Finanzen sowie die operationellen Belange der mächtigsten CS-Division. Entsprechend kannte sie die Risiken, die im Investmentbanking wie in kaum einem anderen Bankgeschäft lauern, aus langer Erfahrung.
Aufstieg inmitten rollender Köpfe
Es sind dieselben Risiken übrigens, welche die CS nun mit dem Rückbau der Investmentbank zu reduzieren sucht – und die nun auch zum Abgang des langjährigen Investmentbank-Co-Chefs Gaël de Boissard führen. Warner hingegen steigt auf und zieht als einzige Frau in die CS-Geschäftsleitung ein. Dies, nachdem die bisherige Marketing- und Talentförderungs-Chefin Pamela Thomas-Graham das Top-Kader verlässt und künftig als Chair New Markets amtet, wie einer Mitteilung vom Mittwoch zu entnehmen war.
Dass innerhalb des grossen Köpferollens bei der CS auch Private-Banking-Co-Chef Robert Shafir (Bild unten) das Institut verlässt, muss bezüglich der Rolle von Warner als doppelte Ironie erscheinen.
Mentor mit Lehman-Vergangenheit
Shafir war nämlich Warners Mentor innerhalb des bankinternen Förderungsprogramm für Frauen mit Aussicht auf Top-Positionen. Im Rahmen des so genannten Executive Mentoring Advisory Group (EMAG) nahm der nun überzählig gewordene Shafir die aufstrebende Warner persönlich unter seine Fittiche – und bereitete sie auf höhere Weihen vor.
Beide teilten dabei die gleiche Vergangenheit. Warner wie Shafir haben nämlich bei Lehman Brothers gedient. Für die amerikanische Investmentbank, die in der Finanzkrise von 2008 Pleite ging, arbeitete Warner von 1999 an als Aktienanalystin. Zuvor war die Bankerin für die Investor Relations des US-Telekomriesen AT&T tätig gewesen.
Förderung erübrigt sich
Als Warner im Jahr 2001 bei Lehman ging, war Shafir dort als Geschäftsleitungsmitglied noch in Amt und Würden – bis er 2007 gerade noch rechtzeitig vor der Krise zur Schweizer Grossbank wechselte.
Nun verlässt er das Top-Management der CS – Warner zieht dort ein. Ein Förderungsprogramm hat sie damit nicht mehr nötig. Und mit Tidjane Thiam scheint sie einen neuen Mentor gefunden zu haben.