Der neue Konzernchef der Credit Suisse ist seit drei Wochen im Amt. Tidjane Thiam scheint an der Schweiz Gefallen zu finden. Nach einer ersten Auslegeordnung dürfte er schon bald die ersten Massnahmen treffen, ist Claude Baumann im Interview mit finews.ch-TV überzeugt.

Braucht Tidjane Thiam hundert Tage, um sich einen vertieften Einblick in die Credit Suisse (CS) zu verschaffen? Mit der Analyse des Unternehmens hat er längst begonnen und bereits hat er einige Erwartungen widerlegt.

Der neue CS-Konzernchef werde das Investmentbanking deutlich weniger zurückfahren, als dies zahlreiche Finanzanalysten und Fachleute kolportiert hatten, sagt finews.ch-Chefredaktor Claude Baumann im Interview. Stattdessen wolle und müsse die Schweizer Grossbank im Private Banking wachsen, um auch in Zukunft an der Spitze mitreden zu können.

Dem Wettbewerb ausgesetzt

Vor diesem Hintergrund geht Baumann davon aus, dass Thiam schon bald eine grössere Übernahme ankündigen könnte, um mit einem Schlag den Rückstand der vergangenen Jahre wett zu machen. Diese Übernahme dürfte in Asien erfolgen. Zum einen, weil Thiam selber diese Region sehr gut kennt, und zum andern, weil sie für die Credit Suisse der wichtigste Wachstumsmarkt der Welt ist.

In verschiedenen Interviews hat Thiam bereits auch zum Ausdruck gebracht, dass er die einzelnen Sparten innerhalb der Bank einem Wettbewerb aussetzen werde, um so dann besser entscheiden zu können, wohin die Investitionen fliessen sollen.

Eine grosse Last für den Chef

Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet dies neue Veränderungen und Reorganisationen, wie Baumann überzeugt ist; allerdings bleibt zu hoffen, dass Thiam zumindest auf diese Weise der Credit Suisse neue Dynamik verleihen kann. «Es lasten viele Hoffnung und grosse Erwartungen auf Tidjane Thiam», sagt Baumann.