Seit Jahresbeginn sind die Selbstanzeigen von Deutschen mit Schwarzgeld in der Schweiz massiv eingebrochen. Was hinter der überraschenden Entwicklung steckt.
Die Zahl der Selbstanzeigen von Steuerflüchtlingen mit Konten in der Schweiz und Liechtenstein war im Südwesten Deutschlands in der ersten Jahreshälfte stark rückläufig. Das berichtete die Agentur «AWP» am Dienstag.
So zählten die Steuerfahnder in der Region in den ersten sechs Monaten 1'505 Selbstanzeigen. Diese brachten der Agentur zufolge dem Staat etwa 52 Millionen Euro an Einnahmen ein.
Viermal mehr Anzeigen 2014
Im Vergleich zum Vorjahr ist dies nicht viel mehr als ein Rinnsal. Damals wurden in der selben Frist noch knapp 5'500 Selbstanzeigen und etwa 88 Millionen Euro an Nachzahlungen verbucht, wie es weiter hiess. Insgesamt meldeten sich 2014 im deutschen Bundesland Baden-Württemberg 10'408 mutmassliche Steuerhinterzieher.
Nach der Schwarzgeld-Affäre um FC-Bayern-Präsident Uli Hoeness hatte die Zahl der Selbstanzeigen von Deutschen mit Konten in der Schweiz im Jahr 2013 einen Höhepunkt erreicht – damals war vom «Hoeness-Effekt» die Rede.
Verschärfte Offenlegung
Die Flaute von 2015 hat allerdings wenig damit zu tun, dass kein Schwarzgeld mehr auf Schweizer Konten liegen würde. Vielmehr erweist sich eine Verschärfung der Offenlegungs-Praxis als zu abschreckend. Seit dem 1. Januar wurden in Deutschland nämlich die Regeln zur Selbstanzeige deutlich verschärft. Der Schritt in die Steuerehrlichkeit ist seither teurer und schwieriger.
In der Folge zieht sich das Schwarzgeld-Problem auch für die Schweizer Banken weiter hin – und damit die Abflüssen von Kundengeldern nach Deutschland.