Gemessen an ihren Zahlen wachsen die Schweizer Banken noch immer. Aber prominente Warner schlagen nun Alarm und meinen, ohne aggressives Wachstum sei nicht mehr viel zu holen. Genau das besagt der «Global Wealth Report» der Boston Consulting Group.

Das Problem der Schweizer Banken ist laut dem am Montagabend veröffentlichten «Global Wealth Report» offenkundig. Während die weltweiten Vermögen im vergangenen Jahr um 12 Prozent auf 164 Billionen Dollar anstiegen, legten die von den Schweizer Privatbanken verwalteten Kundengelder nur um 7 Prozent auf 3,7 Billionen Franken zu. Damit zeigt sich klar:

Die Schweizer Geldhäuser wachsen mittlerweile deutlich langsamer, als es das globale Potenzial ermöglichen würde. Und bis zum Jahr 2019 rechnen die Studienautoren der Boston Consulting Group (BCG) gar nur noch mit einem Wachstum von 3,9 Prozent bei den Schweizer Privatbanken. Im Gegensatz dazu dürften die globalen Gelder noch um 6,2 Prozent zulegen. 

Die Suche nach der kritischen Grösse

Vor diesem Hintergrund erstaunt es kaum, dass die Studienverfasser zum Schluss kommen: Die Schweizer Privatbanken müssten nun, nachdem sie ihre Hausaufgaben gelöst hätten, auf ein aggressives Wachstum umschalten. Allerdings ist dafür eine gewisse Grösse notwendig, vorausgesetzt, dass sich eine Expansion mittelfristig auch rechnet.

Wo indessen diese kritische Grösse liegt, ist strittig: Manche Fachleute setzen das Limit bei 20 Milliarden Franken an Kundengeldern an, andere bei 30 oder mehr Milliarden Franken. Klar ist aber auch, dass mehr als 100 Millliarden Franken an Kundengeldern notwendig sind, um in mehreren internationalen Märkten präsent zu sein und dabei noch profitabel zu arbeiten.

Konsolidierung in Wellen

Wie es eine Privatbank rasch zur kritischen Grösse schafft, ist auch klar: Sie kann Konkurrenten übernehmen. BCG geht unter diesen Prämissen davon aus, dass die laufende Konsolidierung in der Schweiz weiterhin Wellen schlagen wird.

Allein in den vergangenen zwölf Monaten wechselten rund 280 Milliarden Franken an Kundengeldern ihren Verwalter. Der letzte grosse Deal war die Übernahme von Coutts International durch die Union Bancaire Privée (UBP).

Weitere Hebel im Kundenkontakt

Übernahmen sind laut BCG aber nur ein Hebel, wo die Banken ansetzen können. Der zweite sind die Kunden selber: Die Institute müssten die Nähe der Kunden suchen, sie aktiver akquirieren und den Kontakt intensivieren, heisst es in dem Report.

Der dritte Hebel: Automatisierung und Digitalisierung. Einerseits würden vor allem in den rückwärtigen Bereichen Kostenersparnisse ermöglicht. Andererseits eröffneten sich mit Hilfe der Digitalisierung neue Kontaktmöglichkeiten und Kommunikationskanäle zu den Kunden.