Nach dem SNB-Entscheid müssen die beiden Grossbanken erst recht sparen. Plötzlich rückt die Verlagerung nach Polen wieder ins Blickfeld.
Der Frankenschock bringt nicht nur kleine Privatbanken in Nöte. Auch die beiden Schweizer Finanzriesen UBS und Credit Suisse trifft es nun, dass bedeutende Teile ihrer Kostenbasis noch immer im teuren Frankenraum liegen.
Credit-Suisse-Chef Brady Dougan etwa kündigte jüngst an, dass sein Institut wegen des starken Frankens in den nächsten drei Jahren rund 200 Millionen Franken einsparen müsse. Derweil will bei der UBS CEO Sergio Ermotti die Kostenbasis schon länger um 1 Milliarde Franken zurückstutzen.
Umso brennender stellt sich auch bei den Grossbanken die Frage nach der Verlagerung von Diensten ins günstigere Ausland. Laut einem Bericht der Nachrichten-Agentur «Reuters» treten damit insbesondere die Backoffice-Ableger der beiden Häuser in Polen ins Rampenlicht.
Massiv tiefere Löhne
Der Agentur zufolge waren dort die Lohnkosten schon vor dem Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB), den Mindestkurs zum Euro aufzugeben, bis zu 60 Prozent günstiger als in der Schweiz. Jetzt, wo der polnische Zloty zum Franken nochmals 10 Prozent an Wert einbüsste, ist das Gefälle nochmals grösser.
Entsprechend steigen bei den beiden grössten Schweizer Banken die Anreize, den Ausbau ihrer bestehenden polnischen Einheiten zu forcieren. Schon letzten November wurde bekannt, dass die UBS 2015 und 2016 je 2'000 IT-Stellen in Low-Cost-Standorte verschieben will – darunter auch nach Krakau. Laut eigenen Angaben beschäftigt die Bank dort bereits 1'300 Mitarbeiter. Hinzu kommen dort noch 700 Externe, die ebenfalls für das Institut arbeiten.
Wie nun «Reuters» berichtet, plane die UBS auch ein neues Business-Solutions-Zentrum in der polnischen Stadt Wroclaw (Breslau). Die Bank selber wollte dies gegenüber der Agentur nicht kommentieren.
Tausende neue Stellen in Breslau?
Bereits in Wroclaw vor Ort ist die Credit Suisse mit ihrem eigenen «Center of Excellence» (Bild). Sie schuf dort seit der Finanzkrise mehrere Hundert Stellen und lässt in der Stadt unter anderem Software entwickeln. Die Bank spare damit massiv Kosten ein, zitiert «Reuters» einen CS-Banker in Wroclaw.
Jener Quelle zufolge werde der Mitarbeiterbestand auch bald auf 5'000 Stellen ansteigen. Verlagert werde dabei vor allem aus den Hochlohn-Plätzen Zürich und London.
Zu jenen Zahlen wollte sich die CS zwar nicht äussern. Doch dass die Verlagerung bei beiden Grossbanken in den nächsten Monaten an Fahrt gewinnen wird, ist mehr als wahrscheinlich.