Die Genfer Edmond de Rothschild ist in Irland in einen heiklen Rechtsstreit verwickelt. Nächste Woche beginnen entscheidende Verhandlungen.
Nicht für alle sind Irlands Inseln grün. So für die Banquiers privés des Genfer Traditionshauses Edmond de Rothschild (Suisse): Sie sind dort in einen Rechtsstreit verwickelt, der sich nun schon über Monate hinzieht – und unangenehme Folgen zeitigen könnte.
Wie Recherchen von finews.ch ergaben, muss die Bank nun offenbar am 10. November 2014 vor dem High Court in Dublin (Bild) antraben. Das Finanzinstitut wollte dies auf Anfrage nicht bestätigen. «Generell kommentieren wir laufende Verfahren nicht», sagte ein Sprecherin.
Streit um Vermittlungsgebühren
In Irland und Grossbritannien hat der Fall jedoch schon für allerhand Schlagzeilen gesorgt. Wie die Zeitung «Sunday Times» schrieb, geht es dabei um eine Auseinandersetzung in der Königsdisziplin «Private Banking» – konkret um die Akquisition schwerreicher Kunden.
Gestritten wird dem Blatt zufolge um Vermittlungsgebühren in der Höhe von 3,5 Millionen Euro. Diese Summe fordern die irischen Firmen Waldeck und Balthazar als Entgelt für 100 Millionen Euro an Kundenvermögen, die sie der Firma Archimedes Private Office in Dublin zugehalten haben wollen.
Vorwurf: Umgehungsgeschäfte
Bei Archimedes zog den Klägern zufolge ein Banker die Fäden, der zeitweise auch bei der Banque Edmond de Rothschild in der Schweiz angestellt war.
Die Kläger gehen deshalb nicht nur gegen Archimedes, sondern auch gegen die Schweizer Privatbank vor – und erheben dabei einen happigen Vorwurf: Edmond der Rothschild in Genf habe über das Archimedes-Konstrukt letztlich direkt in Irland Kunden angeworben.
Klare Vorgaben der Zentralbank
Die Klageparteien wollten sich auf Anfrage nicht zu dem Punkt äussern. Derweil wies Edmond de Rothschild laut «Sunday Times» schon früher sämtliche Vorwürfe der Kläger weit von sich.
Der Vorwurf der Kunden-Akquisition auf irischem Boden ist alles andere als erwiesen. Enthält er aber Substanz, wäre das für die Genfer Privatbank unangenehm. Ein Schreiben der irischen Zentralbank, das finews.ch vorliegt, ist diesbezüglich kategorisch.
Zwar sei es der Luxemburger Einheit der Banque Edmond de Rothschild erlaubt, auf irischem Boden Kunden anzuwerben – der Schweizer Bank aber nicht. Zuwiderhandlungen gegen solche Vorschriften können in Irland strafrechtliche Folgen nach sich ziehen.
Vorwürfe zur Unzeit
Das könnte am Ende auch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) interessieren. Bereits Ende 2010 veröffentlichte sie ein Positionspapier, das ausdrücklich zur Sorgfalt im grenzüberschreitenden Geschäft mahnt.
Wie die «Sunday Times» schreibt, versuchte die Banque Edmond de Rothschild nach Kräften, den Fall an ein Schweizer Gericht zu transferieren. Genau über diesen Punkt soll nun offenbar nächsten Montag in Dublin verhandelt werden.
So oder so kommt der Rechtsfall für das Genfer Haus zur Unzeit. Die Bank steckt mitten in einem tiefgreifenden Transformationsprozess, der noch bis 2016 dauern soll und bereits einen Namenswechsel nach sich zog: Aus der Banque Privée Edmond de Rothschild wurde die Edmond de Rothschild (Suisse).
Chaotische Transformation
Der Umbau geht jedoch nicht ohne Nebengeräusche über die Bühne. So schrieb die Westschweizer Tagseszeitung «Le Temps» im vergangenen Juni von einer «chaotischen Transformation» und zahlreichen Abgängen bei der Bank.
Edmond de Rothschild (Suisse) ist hierzulande börsenkotiert und Teil der LCF Rothschild Gruppe, hinter der eine der mächtigsten Bankerdynastien Europas steht.
Die Banque Edmond de Rothschild wiederum ist an der Rothschild Holding beteiligt, unter deren Dach die Rothschild Bank mit Hauptsitz in Zürich operiert.