Die Deutsche Bank tritt in den USA auf die Sparbremse. Sie zieht Mitarbeiter von Manhattan ab. Die Angestellten können dem durchaus Positives abgewinnen.

Die Deutsche Bank führt einen neuen Trend in den USA ein: Das Institut verlagert Geschäftsbereiche weg aus dem Finanzzentrum Manhattan aufs Land hinaus nach Jacksonville in Florida, wie das «Wall Street Journal» (WSJ) berichtet.

Zwar wurde bereits vor Jahren damit begonnen, unwichtige Abteilungen von teuren Finanzzentren abzuziehen. Neu ist, dass jetzt auch Investmentbanker und Trader aus New York dieses Schicksal erleiden. 

300 Arbeitsplätze in Jacksonville geplant

Derzeit betreue die Deutsche Bank bereits 1'500 Kunden von Jacksonville aus, und 200 Mitarbeiter würden dort beschäftigt, heisst es in dem Artikel weiter. Bis Ende des Jahres sollen noch 40 Kollegen aus dem Asset- und dem Wealth-Management hinzukommen. In den nächsten zehn Jahren sollen insgesamt 300 Arbeitsplätze entstehen.

Im Gegenzug bekommt die Deutsche Bank finanzielle Anreize vom Bundesstaat Florida und der Stadt Jacksonville. Mit 3,2 Millionen Dollar hat der Staat das Gewerbegebiet in Jacksonville bezuschusst.

Alternative zu Auslagerung nach Indien

Für die Bank stellt der Umzug gemäss «WSJ» einen Kompromiss dar zwischen den hohen Ausgaben in Metropolen wie New York und den Ramschpreisen, die sie zahlen müssten, wenn sie ihre Mitarbeiter in Länder wie Indien umsiedeln würden, schreibt die Zeitung weiter.

«Jacksonville ist der Ansatz, den wir in den USA verfolgen», sagt Finanzchef Stefan Krause. «Es gibt eine grössere Überschneidung mit den Zeitzonen, denn die Kommunikation muss ja immer noch zwischen den Büros gewährleistet sein», sagte er.

Auch aus London werden Banker aufs Land umgesiedelt

Aber auch in Grossbritannien spart die Deutsche Bank mit dem Umsiedeln von Geschäftsbereichen Kosten.  Angestellte aus London ziehen etwa nach Birmingham um. Das lohne sich, sagt Finanzchef Krause. Standorte fernab der Zentren London oder New York seien rund 30 Prozent billiger. Deshalb will die Deutsche Bank insgesamt 8’000 Jobs dorthin verlagern. Dadurch will die Bank 4,5 Milliarden Euro bis zum Jahr 2015 sparen.

Und was meinen die betroffenen Mitarbeiter dazu? «Die neue Wirklichkeit ist doch, dass man die meiste Arbeit am Telefon erledigt. Wieso sollten wir das nicht an einem Ort mit besseren Lebenshaltungskosten tun?» fragt Michael Drexler, der in Jacksonville die Abteilung für Investmentbanking der Deutschen Bank leitet. Das Leben in Florida habe durchaus seine Annehmlichkeiten. Es sei weniger anstrengend, zur Arbeit zu pendeln und die Lebenshaltungskosten seien tiefer.

Vorzüge für Mitarbeiter

Zum Ausgleich für die niedrigeren Lebenshaltungskosten müssen die Mitarbeitenden einen Gehaltsabschlag in Kauf nehmen Netto bleibe aber dasselbe Einkommen, weil in Florida weniger Steuern bezahlt und die Mieten für die Wohnungen tiefer seien, ergänzt eine Mitarbeiterin.