Der Libor-Skandal macht es spürbar: Es gibt nicht eine «alte» und eine «neue UBS». Noch nicht. Braucht die Bank einen radikaleren Schnitt?
Es geht und geht nicht vorbei. Über vier Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise muss man feststellen, dass die UBS eine besondere Rolle im internationalen Banking spielt.
Fast jede Grossbank wurde in jener Zeit zwar angegriffen und von Skandalen betroffen. Aber nur eine schaffte es, in fast alle nennenswerten Rechts- und Politstreitigkeiten hineingezogen werden: Bailout, Birkenfeld-Skandal, Steuerstreit in Deutschland, Schwarzgeld-Vorwürfe in Frankreich, Derivate-Vorwürfe in Mailand, Madoff, Absolute Return Funds, Lehman Notes, Adoboli, Retrozessionen et cetera.
Und vor allem, so scheint es, steht die UBS bei der «Mutter aller Bankenskandale» wieder im Zentrum. Ausgerechnet.
Schmerzhaft ist der Libor-Fall nicht nur wegen der Geldzahlungen. Sondern weil die Schweizer Bank dabei auch in Japan in ein schlechtes Licht gerät (einem Markt, wo ihr Ruf weitaus weniger angegriffen war als im Westen). Weil obendrein nun langwierige Folgeklagen in mehreren Ländern drohen. Und weil hier – wie schon im Fall Adoboli – ans Licht kommt, dass man keineswegs zwischen einer «alten» UBS vor 2009 und einer «neuen» UBS danach unterscheiden kann.
Wird 2013 zum Jahr der Wasserscheide?
Die Libor-Berichte der Regulatoren lassen keinen Zweifel daran: Das Schuldbewusstsein, die neue Bescheidenheit, die Kulturwandel-Versprechen, die «We-will-not-rest»-Kommunikation der diversen Ospel-Nachfolger drangen intern noch lange nicht durch.
Oder wie es ein «Reuters»-Kommentator jetzt auf «Breakingviews» feststellte: «Selbst nach dem grossen Mea Culpa von 2008 engagierten sich ihre Zinstrader in routinemässigem Fehlverhalten. Die Bank war so überzeugt, sie sei wieder fundamental langweilig geworden, dass sie dahinter die Wirklichkeit nicht erkennen konnte.»
Die neue Langeweile
Was in der ersten Nach-Ospel-Phase offenbar nicht klappte, muss also im kommenden Jahr gelingen. Eine logische Frage lautet folglich, ob die Marke nicht mittlerweile so angegriffen ist, dass man sie besser aufgibt.
Die Idee ist keineswegs abwegig. Bereits 2009, nach dem Amtsantritt von Oswald Grübel und Kaspar Villiger, wurde sie an der Unternehmensspitze ernsthaft geprüft.
«Wir haben uns dagegen entschieden», erklärte Verwaltungsrats-Präsident Villiger dann an der Generalversammlung im April 2010. Denn besonders in Asien und auch anderswo auf der Welt sei der Name der UBS keineswegs so beschädigt gewesen wie in der Schweiz. Zudem wäre es viel teurer geworden, global einen neuen Namen zu etablieren, als das Image langsam aufzupolieren.
In Asien unbeschädigt? Langsam aufpolieren? Es ist offensichtlich: Die Frage, welche die alte Führung damals durchaus überzeugend beantwortetete, stellt sich zwei Jahre später wieder völlig neu. Umso mehr, als die Bank ja sich ja den nächsten drei Jahren neu strategisch ausrichten und strukturieren wird – und zwar radikal.
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