Der SNB-Vizepräsident unterstreicht, dass die Banken genügend Sicherheiten halten müssen, um für den Krisenfall vorbereitet zu sein. Und er stellt sich hinter die Vorschläge des Bundesrats für eine Stärkung der Too-big-to-fail-Regulierung.

«Im Fall einer grösseren Krise spielt die Nationalbank die Rolle der letzten Liquiditätsquelle, aber die Banken müssen sich im Vorfeld darauf vorbereiten.» Antoine Martin, seit Oktober Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), hat ein am Montag in «Le Temps» erschienenes Interview dazu genutzt, einige Pflöcke zur Finanzstabilität einzuschlagen, dem Bereich, für den er als Vorsteher des II. Departements direkt verantwortlich ist.

Die SNB könne den Banken Liquidität nur gegen ausreichende Sicherheiten leihen. Damit diese Sicherheiten zugelassen würden, müssten die Banken entsprechende Vorarbeiten geleistet haben. «Das ist ein sehr wichtiges Thema,» unterstreicht Martin. Damit übernimmt er weitgehend die Rhetorik seines Vorgängers im II. Departement, des heutigen Präsidenten des Direktoriums Martin Schlegel. Die Credit Suisse hatte in der Krise im Frühling 2023 zu wenig vorbereitete Sicherheiten gehabt.

In Zukunft noch bessere Beziehungen zur Finma und zum Bundesrat

Wenig überraschend und ebenfalls im Einklang mit der bisherigen Position der SNB stellt sich Antoine Martin auch hinter die Vorschläge des Bundesrates zur Stärkung der Too-big-to-fail-Regulierung. Die Empfehlungen des Bundesrats gingen durchaus in die richtige Richtung.

Angesprochen auf die Beziehung zur Finanzmarktaufsicht Finma und zum Bundesrat, betont Martin, dass es wichtig sei, bestmögliche Beziehungen zu pflegen, um gute Lösungen zu finden. «In meiner Rolle hoffe ich, diese guten Beziehungen aufrechtzuerhalten oder in Zukunft sogar zu verbessern.»

Franken: Weder überraschend noch problematisch

Martin nimmt aber im Interview auch Stellung zum Wechselkurs, wo er eine gewisse Gelassenheit an den Tag legt. «Die Entwicklung des Franken in diesem Jahr war weder besonders überraschend noch aussergewöhnlich problematisch.» Im September hatte die SNB an ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung in ungewohnt expliziter Form festgehalten, dass weitere Zinssenkungen nötig sein könnten. Man sei mit dieser Äusserung keinerlei Verpflichtungen für die Zukunft eingegangen, dämpft Martin allfällige Erwartungen an die Geldpolitik.

Und Martin, der erst Anfang Jahr (als Direktoriumsmitglied) bei der SNB eingestiegen ist, nutzt die Gelegenheit auch taktisch geschickt dazu, den Nationalbankmitarbeiterinnen und -mitarbeitern ein Kränzchen zu winden. «Menschen, die sich von einer Karriere in einer Zentralbank angezogen fühlen, haben ein besonderes Profil. Sie sind voller Neugier, glauben an den Auftrag der Institution, für die sie arbeiten, und stellen sich in den Dienst ihrer Mitbürger und des Landes.»