Die Nationalbank hat die Erwartungen erfüllt und weist für das dritte Quartal wieder einen Gewinn aus. Das ist für Bund und Kantone eine gute Nachricht. Sie sollten sich aber noch nicht allzu sehr auf Ausschüttungen freuen. Insbesondere Währungsschwankungen können erfahrungsgemäss das Jahresergebnis rasch verhageln.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat in den ersten drei Quartalen 2024 einen Gewinn von 62,5 Milliarden Franken erwirtschaftet. Der Gewinn auf den Fremdwährungsanlagen betrug 52,4 Milliarden, und das Gold steuerte 16,6 Milliarden Franken dazu bei. Auf den Frankenpositionen resultierte hingegen ein Verlust von 6,2 Milliarden Franken, wie der Mitteilung vom Donnerstagmorgen zu entnehmen ist.
Das Ergebnis der SNB hängt primär von den Entwicklungen an den Finanzmärkten ab. Die Bewegungen der Aktienkurse und Zinsen, des Wechselkurses und des Goldpreises prägen den Wert ihrer umfangreichen Devisenanlagen (Ende September 738 Milliarden Franken, investiert in Aktien und Anleihen) und der etwas weniger üppigen Goldbestände (74 Milliarden Franken).
Gold bringt im dritten Quartal mehr ein als die Devisenanlagen
Wird das dritte Quartal isoliert betrachtet, belief sich der Gewinn auf 5,7 Milliarden Franken (im zweiten Quartal hatte die SNB einen Verlust von 2 Milliarden ausgewiesen). Von Juli bis September war das gelbe Metall dank der Hausse des Goldpreises mit 4,4 Milliarden Franken sogar der stärkste Ertragsbringer, noch vor den Devisenanlagen (3,1).
Im Minus lagen dagegen weiterhin die Frankenpositionen (1,7 Milliarden), weil die SNB nach wie vor für die Umsetzung der Geldpolitik die Sichtguthaben auf den Girokonten der Banken verzinst und Liquidität mit Repogeschäften und eigenen Schuldverschreibungen (SNB Bills) abschöpft, was ebenfalls mit einem Zinsaufwand verbunden ist.
Profiteurin der guten Marktentwicklung
Der Quartalsgewinn lag damit im unteren Bereich des Bandes, das die Ökonomen der Grossbank UBS zu Wochenbeginn in ihrer traditionellen Prognose des SNB-Ergebnisses genannt hatten. Sie waren von einem Quartalsgewinn von 5 bis 10 Milliarden Franken ausgegangen.
Die SNB hat wie viele andere Anleger von der in diesem Jahr bisher aussergewöhnlich guten Börsenentwicklung (steigende Aktienkurse, sinkende Zinsen, Goldpreishausse) profitiert. Selbst der Wechselkurserfolg liegt mit 7,9 Milliarden in den ersten drei Quartalen im grünen Bereich.
Veränderungen in der Bilanz
Dadurch ist auch eine Ausschüttung an Bund und Kantone, die Anfang Jahr aufgrund der tiefroten Ausschüttungsreserve in weiter Ferne zu sein schien, wahrscheinlicher geworden. Allerdings ist es gut möglich, dass das vierte Quartal der SNB das Ergebnis verhagelt; Stärkeanfälle des Frankens am Devisenmarkt können erfahrungsgemäss auch hohe zuvor angehäufte Buchgewinne rasch wegfressen.
Die Bilanzsumme der SNB beträgt Ende September 833,7 Milliarden Franken, 39,1 Milliarden mehr als Ende 2023. Bei den Aktiven fällt der Zuwachs der Devisenanlagen von 60,9 Milliarden ins Gewicht, während die gedeckten Darlehen (Kredite im Rahmen der Covid-Hilfe und der ausserordentlichen Liquiditätshilfe ELA) stark schrumpften (–38,4 Milliarden). Bei den Passiven nahmen die SNB Bills ab (um 37,1 Milliarden), während das Eigenkapital um 62,5 Milliarden Franken (den bisherigen Jahresgewinn) wuchs.