Gemäss der UBS hat die SNB auch im dritten Quartal vom bisher ausserordentlich guten Börsenjahr 2024 profitiert und steckt selbst erhebliche Währungsverluste gut weg. Die SNB wird aber bald ihre Regeln für die Höhe der Rückstellungen und damit die Bildung von Eigenkapital überarbeiten müssen.
Am Donnerstag wird die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihr Zwischenergebnis präsentieren – und wie üblich gibt die UBS wenige Tage zuvor eine Schätzung ab. Die Grossbank geht gemäss einer Mitteilung vom Montag davon aus, dass die SNB im dritten Quartal einen Gewinn von 5 bis 10 Milliarden Franken ausweisen wird. Damit dürften auch wieder Ausschüttungen der SNB an den Bund und die Kantone wahrscheinlicher werden.
Das Ergebnis der SNB hängt primär von den Entwicklungen an den Finanzmärkten ab, prägen doch die Bewegungen der Aktienkurse und Zinsen, des Wechselkurses und des Goldpreises den Wert ihrer umfangreichen Devisenanlagen (Ende August rund 710 Milliarden Franken, investiert in Aktien und Anleihen) und Goldbestände (gut 70 Milliarden Franken). UBS erwartet, dass der Kursanstieg an den globalen Börsen im dritten Quartal auf dem SNB-Aktienportfolio von derzeit knapp 180 Milliarden Franken einen Bewertungsgewinn von 7 Milliarden eingebracht hat.
Aktien, Anleihen, Gold – alles ist im Plus
Vom weltweiten Trend zu tieferen Zinsen sollte das Anleihenportfolio der SNB mit rund 15 Milliarden Franken profitiert haben. Der Höhenflug des Goldpreises bringt zusätzliche 5 Milliarden. Negativ bemerkbar macht sich hingegen der Höhenflug des Frankens, der Bilanzwährung der SNB. Die UBS veranschlagt den Wechselkursverlust auf 20 bis 25 Milliarden Franken. Vergleichsweise bescheiden ist hingegen die Bedeutung der laufenden Erträge (Dividenden auf Aktien und Zinsen auf Anleihen): Sie bringen rund 3 Milliarden Franken ein.
Weil in der ersten Hälfte 2024 bereits ein Gewinn von gut 55 Milliarden angefallen ist, liegt das Ergebnis für die ersten drei Quartale im Bereich der Marke von 60 Milliarden für das Jahresergebnis, ab der die UBS eine Ausschüttung erwartet. Zudem habe sich seit September die erfreuliche Entwicklung an den Finanzmärkten fortgesetzt, macht die Grossbank dem Bund und den Kantonen Mut.
Spielverderber Frankenwechselkurs?
Zurecht weisen die drei UBS-Ökonomen, welche die Analyse verfasst haben, auf die US-Wahlen und geopolitische Unsicherheiten hin, welche das Ergebnis bis Ende Jahr erheblich belasten könnten. Die grösste Gefahr droht dabei von der Wechselkursfront, also einem noch stärkeren Franken. Dazu kommt erfahrungsgemäss, dass der Frankenkurs insbesondere im dünnen Handel nach Weihnachten bis zum Stichtag 31. Dezember unberechenbare Sprünge machen kann.
Die UBS bezeichnet das Börsenjahr 2024 schon jetzt als (positiven) «Ausreisser», entsprechend unwahrscheinlich sei es, dass die SNB künftig ähnlich hohe Gewinne erwirtschaften werde. Sie geht ausserdem davon aus, dass die geltende Rückstellungsregel, wonach die Mindestzuweisung 10 Prozent des Bestands der Rückstellungen für Währungsreserven (der wichtigsten Eigenkapitalkomponente in der SNB-Bilanz) beträgt, künftig dazu führen würde, dass die Wahrscheinlichkeit für Ausschüttungen abnimmt.
Mindestzuweisung bald höher als Gewinnpotenzial?
Grund dafür ist, dass die Rückstellungen ein Niveau erreicht haben, bei dem 10 Prozent das von der UBS geschätzte Gewinnpotenzial der SNB von 10 bis 15 Milliarden bald überträfen. Die UBS erachtet daher eine Anpassung der Rückstellungsregeln für unumgänglich, wenn die SNB künftig Ausschüttungen vornehmen will.
Im historischen Vergleich ist die Eigenkapitalquote der SNB heute jedoch nach wie vor klar unterdurchschnittlich; angesichts der in der Bilanz schlummernden enormen Bewertungsrisiken ist bei einer Revision der Rückstellungsregeln entsprechend Vorsicht geboten. Schliesslich hat die SNB nicht den Auftrag, möglichst hohe Gewinne auszuschütten. Sie muss vielmehr die Preisstabilität gewährleisten. Und eine wichtige Voraussetzung dafür, dass ihr das gelingen kann, ist eine solide Bilanz.