Ab Herbst müssen sich Anlegerinnen und Anleger an neue Indexbezeichnungen der Schweizer Börse gewöhnen. Dann setzt die SIX beim Swiss Performance Index sowie beim Swiss Bond Index eine Aufteilung nach Branchen um, die sie selbst entwickelt hat.

Die SIX Swiss Exchange hat das Regelwerk für ihre Aktien- und Bondindizes überarbeitet. Angepasst hat sie insbesondere die Sektoreinteilung, wo man anstelle der bisher verwendeten und international gebräuchlichen Industrial Classification Benchmark (ICB) einer eigenen (proprietären) Logik neuerdings folgt, wie einer Mitteilung zu entnehmen ist.

Man orientiere sich an den aktuellen Marktstandards und verfolge damit das Ziel, dass die Indexdaten die sich wandelnden ökonomischen Realitäten der Finanzmärkte bestmöglich abbildeten, begründet die Börse den Schritt. Die Änderungen werden zwischen Oktober und Dezember umgesetzt.

Grosser Umbau

Betroffen sind die Sektorenindizes des Swiss Performance Index (SPI), des breiten Kursbarometers der an der Börse gehandelten Aktien, sowie des Swiss Bond Index (SBI), des Pendants für die Anleihen. Ein Teil der bisherigen Kategorien erhält neue Bezeichnungen. Aus «Oil & Gas« wird «Energy», aus «Telecommunications» «Communications, media and entertainment», aus «Technology« «Technology for information and communication», aus «Basic materials» «Materials», aus «Consumer goods» «Retail staples/retail discretionary» und aus «Consumer services» ein etwas sperriges «Retail discretionary/retail staples/Communication, media and entertainment».

Unverändert bleiben die Bezeichnungen «Industrials», «Health care», «Utilities» und «Financials». Neu wird die Kategorie «Real estate» geschaffen, der Immobilienbereich war bisher unter «Financials» subsumiert wird. Es handelt sich dabei um die obere Ebene der Indexaufteilung, auf der feineren zweiten Ebene kommt es ebenfalls zu Anpassungen.

Entsprechend wird eine ganze Liste von bisherigen Sektorindizes des SPI umgestellt und eine noch längere Liste von neuen Sektorindizes geschaffen, darunter viele Subindizes, die sich auf die zweite Gliederungsebene beziehen.

Feinteiliger klassifiziert

Die neue Sektor-Taxonomie wird auch für die Einteilung der Anleihen von Unternehmensschuldner, die im SBI vertreten sind, übernommen. Daher kommt es sowohl zu Umbenennungen von SBI-Subindizes als auch zur Lancierung neuer Subindizes. Im Bereich der Garantien und Besicherungen (Collateral) für Anleihen wird das existierende Schema verfeinert, wiederum mit einer börseneigenen Klassifikation.

Für Obligationäre ist diese Thematik von grosser Bedeutung, können doch Anleihen des einen und selben Schuldners ohne oder mit (unterschiedlichen) Sicherungsmechanismen und Klauseln ausgestattet sein. Das bestimmt das Rating der Anleihe und entscheidet in Krisen sogar über Rückzahlung oder Zahlungsausfall. Deshalb werden solche garantierte oder besicherte Anleihen, auch wenn sie von Unternehmen emittiert worden sind, im SBI nicht nach der Art der Branche, sondern nach dem Wesen der Sicherheit klassifiziert.

Bonds sind komplexer als Aktien

Die Komplexität der Taxonomie im SBI ist grundsätzlich höher als im SPI, weil bei den Bonds noch eine dritte Ebene für Subsub-Sektorindizes ins Spiel kommt, was im Jargon der Indexspezialisten die Granularität einer Benchmark erhöht. 

Die Schweizer Börse hat ihre SBI-Familie bereits per Anfang Juli mit der Einführung von Spread-Indizes erweitert, wie finews.ch berichtete. Dieser Schritt war eine Reaktion darauf, dass die Zukunft des Liquid Swiss Index (LSI), einer für den Schweizer Anleihenmarkt wichtigen Indexkreation der Credit Suisse, nach der Übernahme durch die UBS ungewiss ist. Die Grossbank nahm auf Anfrage keine Stellung dazu, ob und wie lange sie den LSI weiterzuführen gedenkt.