Aktien, Gold, Währungen: Alles, was bei der Nationalbank die grossen Brocken im Anlageportfolio ausmachen, haben im ersten Quartal kräftig an Wert zugelegt. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an den Gewinn der SNB. Doch ob es in diesem Jahr damit nach zwei Nullrunden wieder für eine Gewinnausschüttung reichen wird, ist trotzdem fraglich.
Die Analysten der UBS haben für das Quartalergebnis der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hohe Erwartungen. «Die SNB dürfte für die ersten drei Monate 2024 einen Rekordgewinn zwischen 50 und 60 Milliarden Franken ausweisen», schreiben die UBS-Ökonomen in einem Ausblick auf die am Donnerstag erwarteten Zahlen.
Damit würde die SNB ihr bisheriges Rekordergebnis von 39 Milliarden Franken, das im zweiten Quartals 2020 erreicht wurde, deutlich übertreffen.
Frankenabwertung hat grössten Effekt
Insbesondere die Anlageklassen Aktien und Gold dürften sich positiv entwickelt haben. Zudem hat die Frankenabwertung zu Euro und Dollar diesen Effekt noch verstärkt. Globale Aktien hätten in den ersten drei Monaten mit einem Anstieg von rund 8 Prozent den stärksten Jahresbeginn seit 2019 ausgewiesen. Auf ihr Aktienportfolio von rund 170 Milliarden Franken dürfte die SNB damit einen Gewinn von knapp 15 Milliarden Franken erwirtschaftet haben.
Die im Ausland hartnäckigere Inflation, die robuste US-Konjunktur und die Zinssenkung der SNB sorgten für eine Abwertung des Franken zu Euro und Dollar. Gegenüber dem Euro wertete der Franken im Quartal um knapp 5 Prozent ab, gegenüber dem US-Dollar um mehr als 7 Prozent. Der Gewinn aus der Wechselkursentwicklung wird entsprechend mit 35 und 40 Milliarden Franken als hauptverantwortlich für das erwartete Rekordergebnis der SNB angesehen.
Der Goldpreis erreichte im März einen neuen Höchststand. Hier werden die geopolitischen Unsicherheiten und Käufe von Zentralbanken als Faktoren gesehen. Der Gewinn der SNB auf dem Goldbestand wird auf rund 8 Milliarden Franken veranschlagt.
Kursverluste auf Obligationen
Gegenläufig war jedoch die Entwicklung bei den Obligationen. Hier wird ein Minus von 5 bis 10 Milliarden Franken erwartet. Infolge der robusten US-Konjunkturdaten und den reduzierten Zinssenkungserwartungen erhöhten sich die Renditen von Fünf-Jahres-Staatsanleihen seit Jahresbeginn im Schnitt um mehr als 30 Basispunkte.
Die UBS-Experten rechnen damit, dass sich die wiederkehrenden Erträge, Dividenden sowie Zinserträge, und die Ausgaben, wie die Verzinsung der Sichtguthaben, die Waage gehalten haben.
Ausschüttung mehr als fraglich
Trotz des Rekordgewinns im ersten Quartal sei eine Ausschüttung an Bund und Kantone in diesem Jahr jedoch alles andere als sicher, schreibt die UBS weiter. Zuerst müsse die SNB den Bilanzverlust aus dem vergangenen Jahr von 53 Milliarden Franken tilgen und Zuweisungen an die Rückstellung für Währungsreserven vornehmen.
Als Minimal-Schwelle für eine Ausschüttung wird ein Jahresgewinn der SNB von mindestens 65 Milliarden Franken gesehen. Für eine Maximalausschüttung müsste der Gewinn für das Gesamtjahr gar mehr als 105 Milliarden Franken betragen.
Ausserordentlich gutes Quartal
Zudem sei nicht zu erwarten, dass die SNB im Jahresverlauf eine weiter so gute Performance erreichen kann. Die Entwicklung im ersten Quartal sei aussergewöhnlich gewesen. Der erwartete Quartalsgewinn entspreche einer Rendite von mehr als 6 Prozent. In den vergangenen 15 Jahren wies das SNB-Portfolio im Schnitt eine Anlagerendite von 1,2 Prozent jährlich aus, was einem Gewinn von knapp 10 Milliarden Franken entspricht.
Zudem verweisen die UBS-Analysten auf die Überbewertung des US-Dollars. Diese habe sich seit Jahresbeginn auf mehr als 16 Prozent verdoppelt. Eine Aufwertung des Franken im Jahresverlauf sei folglich nicht auszuschliessen.
«Bund und Kantone dürften sich darum hüten, für das kommende Jahr bereits jetzt SNB- Ausschüttungen zu budgetieren», so das Fazit.
Die SNB hatte für 2023 einen Verlust in Höhe von 3,2 Milliarden Franken ausgewiesen, nach einem Fehlbetrag von sage und schreibe 132,5 Milliarden Franken im Vorjahr.