Der jüngste Anstieg der Hypothekarzinsen verschärft die Lage auf dem Immobilienmarkt – aber nur für die Hausbesitzer. Die Banken hingegen können im Zinsengeschäft die Gunst der Stunde nutzen.

Das Wehklagen der Banken über die Negativzinsen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) war laut und brachte diese immerhin dazu, den sogenannten Freibetrag zu erhöhen. Seit 2015 und der Abkehr von der Bindung des Frankens an den Euro erhebt die SNB einen Negativzins von 0,75 Prozent. Obwohl auch in der Schweiz die Inflation über die 2-Prozent-Schwelle gestiegen ist, erwarten die Auguren dieses Jahr noch keine Zinserhöhung.

Das Blatt wendet sich

Für Hausbesitzer waren die Tiefstzinsen paradiesisch, denn sie konnten sich für weniger Geld teurere Objekte leisten. Nun aber wendet sich das Blatt.

Die zehnjährige Festhypothek ist innerhalb eines Jahres im Schnitt von etwa 1 Prozent auf neu 2 Prozent gestiegen, wie eine Studie von WPuls zeigt, einer Beratungsfirma, die vom ehemaligen UBS-Chefökonomen Klaus Wellershoff präsidiert wird. In Franken gerechnet bedeutet dies eine Verteuerung einer Hypothek von 1 Million um 10'000 Franken.

Preisanstieg setzt sich fort

Gleichzeitig steigen die Preise für Wohneigentum ungebremst weiter an, wie die Raiffeisen Bank heute in einem vierteljährlich erscheinenden Bericht aufzeigt.

Der Anstieg der Hypozinsen ist eine Folge von höheren Kapitalmarkt-Zinsen, wo die zehnjährige Schweizer Bundesobligation mit etwa 0,7 Prozent zu Buche schlägt. Die Studie von WPuls zeigt, dass der Anstieg von Hypozinsen und Bundesobligation sich in etwa die Waage halten, weshalb auch die diesbezügliche Marge der Banken gleichgeblieben ist.

Die Gebühren bleiben hoch

Allerdings nutzen die Banken gegenwärtig die Gunst der Stunde auf anderen Wegen, wie die Autoren in ihrer Studie zeigen. In den vergangenen Jahren kämpften die Geldhäuser mit schrumpfenden Margen im Zinsengeschäft, da sie aus Wettbewerbsgründen die Negativzinsen nicht vollumfänglich an die Kundschaft weitergeben konnten. Stattdessen erhöhten sie ihre Gebühren massiv.

Wenn sich nun also die Zinssituation normalisiert, wäre eine Rücknahme der Gebühren und die Verzinsung von Bankkonten wieder angezeigt – was aber bisher nicht der Fall ist. Deshalb das Fazit von WPuls: «Die Banken nutzen aktuell den Anstieg der Zinsen aus, um ihre Gewinne zu steigern.»