Orell Füssli kauft das Startup eines ehemaligen UBS-Bankers nun ganz. Was die Herstellerin der Schweizer Banknoten an der Blockchain-Firma Procivis interessiert.
Im März 2020 war Orell Füssli bei Procivis mit einer Beteiligung eingestiegen. Nun übernimmt die Spezialistin für Sicherheitsdruck eine Mehrheit am auf E-Governement-Lösungen spezialisierten Startup Procivis, wie die Käuferin am Montag mitteilte. Der Preis sowie weitere Details des Deals bleiben geheim; die Procivis-Führung um Mitgründer und CEO Daniel Gasteiger (Bild unten) bleibt dem Jungunternehmen erhalten.
Kanton Schaffhausen als Pionier
Gasteiger muss in der Schweizer Fintech-Szene niemandem vorgestellt werden. Der ehemalige Bürochef von UBS-Präsident Axel Weber gründete unter anderem den Blockchain-Inkubator Nexussquared und den inzwischen fest etablierten Zürcher Blockchain-Hub Trustsquare. 2017 startete er mit dem «Demokratiebeschleuniger» Procivis und mit der Entwicklung einer elektronischen Identität. Die eID+, wie das Blockchain-basierte Kernprodukt von Procivis heisst, wurde 2018 erstmals vom Kanton Schaffhausen eingesetzt. 2020 lancierte die Stadt Zug mit eZug eine Smart City-Plattform auf Basis der Technologie.
Die eID funktioniert dabei als Alternative zur SwissID der Swisssign Gruppe. Dabei handelt es sich um ein Konsortium aus staatsnahen Betrieben, Finanzunternehmen, Versicherungsgesellschaften und Krankenkassen, in dem zum Beispiel die Schweizerische Post, die Swisscom, Credit Suisse und UBS sowie Raiffeisen, Helvetia und die Schweizer Börsenbetreibering SIX vertreten sind.
Gezerre um E-ID-Gesetz
Die elektronischen Identitäten standen im Zentrum des Abstimmungskampfes um das neue E-ID-Gesetz, das die Identifikations-Verfahren im digitalen Raum regeln sollte und im März 2020 vom Schweizer Stimmvolk deutlich verworfen wurde.
Mit der neuen Besitzerin Orell Füssli erhält das Unternehmen offensichtlich einen mehr privatwirtschaftlichen Drall: In der Produktion von elektronischen Ausweisdokumenten wolle die beiden Firme gemeinsam Lösungen anbieten, welche die den digitalen Geschäfts- und Behördenverkehr erleichtern sollen, hiess es am Montag.