Die Familie, die im Zentrum der Opioid-Epidemie in den USA steht, schliesst den Skandal mit einem milliardenschweren Vergleich ab. Die «finanziellen Manöver« der Sackler gaben vor Gericht allerdings zu reden.

Die Familie Sackler und ihr Unternehmen, Purdue Pharma, haben in der vergangenen Nacht vor einem US-Konkursgericht einen Vergleich in Höhe von 4,5 Milliarden Dollar geschlossen, berichtet  das Nachrichtenportal «NPR». Die Einigung schützt die Sacklers, die es zusammen auf ein geschätztes Vermögen von 11 Milliarden Dollar bringen, vor weiteren Klagen oder dem Zugriff auf ihr Geld.

Der Vergleich ist ein Meilenstein in dem jahrelangen Versuch, die Sacklers dazu zu bringen, ihre Rolle bei einer Opioid-Epidemie anzuerkennen, die in den USA mehr als 500'000 Menschenleben gekostet hat. Die Familie hat sich in dieser Zeit von einem angesehenen und allzeit willkommenen, wohlhabenden Gönner zu einem Paria gewandelt.

Offshore-Vermögen

Der Fall Sackler wirft auch ein Schlaglicht auf die Rolle von Offshore-Vermögensverwaltern. Sie wollen als vertrauenswürdige Berater der Wohlhabenden gelten, wollen aber natürlich auch Geschäfte mit ultrareichen «Multishore»-Familien wie den Sacklers machen. Den Unternehmen, die der Familie bei der Verwaltung ihres Geldes geholfen haben, droht ein hoher Reputationsschaden. Sie könnten mit der Verschleierung von Opioid-Gewinnen in Verbindung gebracht werden.

Der Insolvenzplan des mit dem Opioid-Schmerzmitteln Oxycontin gross gewordenen Pharmaunternehmens Purdue sieht vor, dass das Unternehmen aufgelöst wird. Die Sacklers zahlen 4,5 Milliarden Dollar in ein neues Unternehmen ein, dessen Gewinne grösstenteils in die Behandlung und Vorbeugung von Suchtkrankheiten fliessen sollen. Die Mittel sollen an Städte, Bezirke und Bundesstaaten in den USA gehen, die von der Opioid-Epidemie heimgesucht werden.

Richter frustriert

Ein New Yorker Staatsanwalt sagt, die Familie habe bis zu 1 Milliarde Dollar auf Schweizer Konten überwiesen. Laut der Familie sind die Transaktionen «in jeder Hinsicht völlig legal und angemessen» gewesen.

Diese Gelder werden durch den Vergleich effektiv abgeschirmt. Die Sacklers sind nun durch den Vergleich vor jeglichen Forderungen geschützt – ein Ergebnis, das der Konkursrichter als «bitter» bezeichnete. «Es ist unglaublich frustrierend, dass Leute ihr Geld ins Ausland schicken können ...», sagte Richter Robert Drain laut einem NPR-Gerichtsreporter.

Die Sacklers haben enge Verbindungen zur Schweiz: Mortimer Sackler Senior starb 2010 in Gstaad. Sein Sohn, Mortimer Sackler Junior, und seine Frau hatten sich im vergangenen Winter in den Ferienort zurückgezogen, als der Skandal in den USA tobte.

Als Spender gestrichen

Die Rolle der Sacklers als angesehene Gönner und Förderer der Künste ist aber offenbar endgültig vorbei. Angesehene Institutionen wie die Londoner Serpentine Galleries oder der Louvre in Paris haben den Namen des Spenders Sackler entfernt. Einzig im Londoner Victoria & Albert Museum ist der Innenhof weiterhin nach der Familie benannt.

Bei der Prüfung des Purdue-Konkurses genehmigte Richter Drain den Vergleich. «Ich wünschte, der Vergleich hätte mehr vorgesehen. Ich werde das, was vereinbart wurde, nicht in Frage stellen.»