Der Ex-CEO der Credit Suisse wechselt vielleicht doch in die Politik der Elfenbeinküste. Sein Name soll bei Gesprächen zwischen dem afrikanischen Staat und Frankreich gefallen sein.
Vergangenen April – nur zwei Monate nach Tidjane Thiams forciertem Abgang als CEO der Grossbank Credit Suisse (CS) – brachten Medien ihn erneut als nächsten Präsidenten der Elfenbeinküste ins Spiel. Diesen Oktober stehen dort nun Wahlen an, und sie drohen explosiv zu werden. Denn der gegenwärtige Präsident Alassane Ouattara strebt eine dritte Amtszeit an, was die Verfassung des westafrikanischen Staats eigentlich verbietet. Bereits ist es deswegen zu Zusammenstössen mit Oppositionellen gekommen.
Alte Garde soll Platz machen
Dies sehr zum Missfallen Frankreichs, das sich zwar unter Präsident Emmanuel Macron ganz aus der afrikanischen Politik heraushalten will, aber aufgrund der kolonialen Geschichte und wirtschaftlicher Verbindungen an der Elfenbeinküste weiterhin Interessen hat. Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, ist in einem Gespräch zwischen Macron und Ouattara nun der Name Thiams gefallen.
Offenbar sähe Macron diesen gern in einer Regierungsrolle, sollte Ouattara nochmals gewählt werden. Dies als Vertreter einer jüngeren Generation gegenüber dem 78-jährigen Präsidenten. Thiam ist französisch-ivorischer Doppelbürger und hat seine steile Karriere in Frankreich lanciert; dort zählt er unter anderem zu den erlauchten Mitgliedern der Ehrenlegion. Das favorisierte Szenario für Frankreich ist offenbar, dass die Wahlen verschoben werden und Ouattara sowie sein 86-jähriger Gegenspieler Henri Konan Bédié sich ganz zurückzögen.
Aktiv in der Coronakrise
Zu Gunsten von Thiam? Laut dem Bericht soll der gebürtige Ivorer eine Rückkehr in seine Heimat nicht ausschliessen.
Öffentlich hatte der Ex-Bankchef eine Ambition für die ivorische Politik aber stets bestritten. Die Regierung der Elfenbeinküste verneint ihrerseits, dass Frankreich Thiam vorgeschlagen habe, während das Elysée sich eines Kommentars gegenüber der «Financial Times» enthielt.
Dessen ungeachtet hat Thiam in Afrika in den letzten Monaten an Profil gewonnen. So setzte er sich als Abgesandter der Afrikanischen Union für einen Schuldenschnitt für die Staaten auf dem Kontinent ein, die von der Folgen der Coronakrise nun zusätzlich belastet werden. Seit Jahren engagiert sich der Ex-Manager in diversen weiteren Gremien für den Kontinent.
Weg geputscht
Das könnte ihm den Weg zum Comeback ebnen. 1999 hatte er als Minister für Wirtschaftsentwicklung der Elfenbeinküste den Hut genommen, nachdem es zum Militärputsch gekommen war. 2011 kam es zu weiteren Auseinandersetzungen, als der damalige Präsident Laurent Gbagbo seine Wahlniederlage nicht anerkennen wollte. Französische Truppen und Uno-Blauhelme eilten damals dem Oppositionellen Ouattara zu Hilfe. Letzterer macht nun geltend, dass die Amtszeitbeschränkung für ihn nicht gelte, weil sie erst fünf Jahre nach seinem Amtsantritt eingeführt worden sei.