Weshalb der Ruf des Finanzplatzes im Ausland besser ist als in der Schweiz, und warum sich Schweizer Banker für eine Abgeltungssteuer stark machen.
Anlässlich einer von der Standortförderung des Kantons Zürich organisierten Tagung zum Thema «Vernetzte Finanzmärkte – Herausforderungen und Chancen» mahnte Regierungsrat Ernst Stocker die Bankmanager zu einer höheren Sensibiliät gegenüber der Öffentlichkeit.
In einer direkten Demokratie wirke sich das Image einer Branche auf das Abstimmungsverhalten des Stimmbürgers aus. Viele Bankmanager seien sich dessen wohl zu wenig bewusst. Doch gerade weil der Finanzplatz Zürich ein zu wichtiger Eckpfeiler der Volkswirtschaft sei, gelte es, seinen Guten Ruf zu pflegen. Das sei primär die Aufgabe des Bankmanagements.
Neugeld kommt weiterhin aus dem Ausland
Christoph Weber, Leiter Private Banking und Mitglied der Generaldirektion der Zürcher Kantonalbank, rechnet mit der Einführung der Abgeltungssteuer für ausländische Kunden. Er erwartet jedoch als Gegenleistung einen besseren Zugang für Schweizer Banken am europäischen Finanzmarkt.
Die Schweiz als Exportland und attraktiver Standort für ausländische Investoren und Vermögende Personen bedinge aus Sicht der Kunden von den Bankpartnern Kompetenz im globalen Finanzmarkt. Denn der Nettoneugeldzufluss bei den Schweizer Banken komme primär aus den Wachstumsregionen beziehungsweise aus dem Ausland. Deshalb rechnet Weber mit einer Verlagerung von Offshore- zum Onshore-Banking in diesen Märkten.
Als drittgrösste Bank gut positioniert
«Die ZKB als drittgrösste Bank kann sich von dieser Entwicklung nicht abkoppeln und hat heute schon eine zielgerichtete internationale Ausrichtung in vielen Geschäftsfeldern,» erklärte Weber. Er ist zuversichtlich, dass die Schweiz auch in Zukunft ihren Platz als eines der grössten Vermögensverwaltungszentren der Welt behalten werde.
Sie sei auch bei den vielen neuen Standards (Qualified Intermediary, Foreign Account Tax Compliance Act FATCA und Abgeltungssteuer) gegenüber der internationalen Konkurrenz gut positioniert, da sie bereits Übung im Umsetzen solcher Prozesse hat, was bei längst nicht allen europäischen Ländern der Fall sei.
Swiss Private Banking gut gerüstet
All dies verursache hohe Kosten. Diese würden aber nicht nur die Schweizer Banken, sondern den gesamten globalen Finanzsektor betreffen. Deshalb hätten hier jene Institute einen Konkurrenzvorteil, die das Umsetzen solcher Prozesse bereits praktizieren würden.
Seiner Meinung nach ist das Swiss Private Banking gut gerüstet und bereit die sich eröffnenden Chancen zu ergreifen. Kein EU-Land habe im Jahre 2009 mehr Zuwachs an Nettovermögen erzielt als die Schweiz. Deshalb werde sie ihren Platz als eines der grössten Vermögensverwaltungszentren der Welt behalten.
Grösste Kritiker sind grösste Sünder
Hans-Peter Portmann, Direktor der LGT (Schweiz) und Zürcher FDP-Kantonsrat wehrte sich gegen das Swiss-Bashing auf internationaler Ebene. Er wies darauf hin, dass gerade die grössten Kritiker wie zum Beispiel Deutschland die Minimalziele der OECD punkto Geldwäscherei nicht erfüllten.
Miami und Delaware in den USA seien auch nicht über jeden Zweifel erhaben. Und London schütze seine Kanalinseln als eigentliche Offshore-Zentren. Auch Portmann befürwortet die Einführung einer Abgeltungssteuer als Alternative gegen den von Deutschland geforderten automatischen Informationsaustausch.
Gegenleistungen gefordert
Als Gegenleistung fordert er die Aufhebung der bestehenden Diskriminierungen gegenüber Schweizerischen Finanzintermediären. Es gelte, keine Zweifel daran aufkommen zu lassen, dass der Schutz von Vermögen und Privatsphäre der Kunden gewahrt bleiben. Logischerweise müsste dann auch im Inland die Verrechnungssteuer durch eine Quellensteuer auf Vermögen ersetzt werden.