Was unterscheidet Mensch und Maschine, was heisst das für die Zukunft der Vermögensverwaltung und wo beginnt die soziale Verantwortung der Branche? Im Gespräch mit finews.ch liefert Unigestion-CEO Fiona Frick erhellende Ansichten.
Fiona Frick, wie schlägt sich Unigestion durch die Corona-Krise?
Momentan arbeiten 95 Prozent unserer Angestellten von zu Hause aus. Die Umstellung war soweit kein Problem, da unsere Systeme bereits darauf vorbereitet waren. Dank unserer Informatik können wir zurzeit zuhause mit genau den gleichen Tools arbeiten, die wir auch im Büro zur Verfügung haben.
«Die gute Nachricht ist, dass die Fiskalpolitik auch in Europa auf den Weg gebracht wurde»
Auf der finanziellen Seite war die Marktkorrektur ganz anders als die, die wir 2008 erlebt haben, da sie viel plötzlicher, intensiver und globaler war. Die Covid-19-Pandemie, hatte einen Knock-out-Effekt auf die gesamte Wirtschaft. Dies unterscheidet sich sehr von anderen Korrekturen, die eher mit einem Sektor zusammenhängen, der in Schwierigkeiten geriet (Finanz- und Immobiliensektor im Jahr 2008, Technologie im Jahr 2001), mit Auswirkungen auf die übrige Wirtschaft.
Wie zeigt sich das auf der finanziellen Seite? Business as usual, aber von zu Hause aus?
Unsere Anlagestrategie ist nach wie vor vorsichtig, da wir keine Klarheit über die Dauer und das Ausmass des Schocks auf die Wirtschaft haben. Das Liquiditätsrisiko, das wir im März am Markt hatten, ist jedoch dank der abgestimmten Reaktion von Zentralbanken und Regierung zurückgegangen. Die gute Nachricht ist, dass die Fiskalpolitik auch in Europa auf den Weg gebracht worden ist.
«Computer werden in Zukunft nicht die Investmentmanager ersetzen»
Im Moment sehen wir also defensive Aktien als positiv, bleiben aber in Aktien untergewichtet. Im Investment-Grade-Bereich sind wir übergewichtet, da sie von der Zentralbankpolitik profitieren werden. Wir haben auch unseren Bestand an Bargeld und Gold in unserem Multi-Asset-Portfolio erhöht. Im Bereich Private Equity werden sich unserer Meinung nach einige Gelegenheiten auf dem Sekundärmarkt ergeben.
Dann zu einem eher latent aktuellen Thema: Wie stellt sich Unigestion der digitalen Transformation? Nur noch Tech oder behält der Mensch seinen Stellenwert?
Wir versuchen, so viel wie möglich dafür zu tun, damit Mensch und Maschine zusammen arbeiten. Denn Maschinen verarbeiten nicht nur grosse Datenmengen, sie machen es auch schnell und oft. Die Technologie verringert auch die Subjektivität und das Risiko emotionaler Vorurteile, sodass wir strukturierte, disziplinierte und wiederholbare Anlageprozesse entwickeln können.
Gleichzeitig bergen sie aber auch Schwachstellen: Modelle neigen dazu, sich übermäßig anzupassen, sind von Natur aus auch rückwärts gewandt, so dass die Auswirkungen beispielloser Ereignisse nicht durch einen rein quantitativen Prozess bewältigt werden können. Modelle können Regimewechsel erkennen und neue Risikofaktoren identifizieren, sind aber bei der Interpretation von Daten und der Anpassung an neue Paradigmen effektiv schwach.
«Korrelation ist keine Kausalität»
Obwohl Computer intelligentes Verhalten nachahmen können, glauben wir nicht, dass sie in Zukunft die Investmentmanager ersetzen werden. Unigestion setzt auf kollaborative Intelligenz und die Stärke der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Computer eignen sich hervorragend, um auf gut formulierte Fragen mit klaren Zielen zu antworten, aber Menschen bleiben der Schlüssel, um die richtigen Fragen zu stellen und die Ergebnisse zu interpretieren.
«Kollaborative Intelligenz» ist ein wunderschönes Buzzword, aber was heisst das in Ihrem Unternehmen genau?
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