Die Wahlen vom 20. Oktober stehen vor der Tür. Eine Reihe von Nationalratskandidatinnen und -kandidaten arbeitet in Mitgliedsunternehmen, Partnerverbänden oder Kommissionen des Zürcher Bankenverbandes. finews.ch hat einige davon nach ihren Prioritäten befragt.

Josef Wiederkehr 517

Josef Wiederkehr, Jahrgang: 1970, Liste: CVP, Beruf: Unternehmer und politischer Beirat beim Zürcher Bankenverband


Was sind Ihrer Meinung nach derzeit die wichtigsten politischen Themen für den Finanzplatz?

Die Finanzbranche wurde in den vergangenen zehn Jahren mit Regulierungen überflutet wie wohl keine andere Branche. Dies wurde mit Blick auf die Finanzkrise 2007/8 begründet und ist teilweise nachvollziehbar. Der Fokus auf die grossen, tatsächlich systemrelevanten Institute wurde jedoch durch die Behörden unnötigerweise auf weitere, kleinere Banken ausgeweitet.

Dies erschwert es den regional verankerten Inlandbanken zunehmend, den Bedürfnissen der Kunden gerecht werden zu können; zusätzlich hemmt es Innovationen. Wir müssen uns einsetzen, dass der Finanzplatz Schweiz von unnötigen Regulierungen befreit wird, so dass er wettbewerbsfähig bleibt.

Wie wollen Sie sich in Bern konkret für den Finanzplatz einsetzen, wenn Sie gewählt würden?

Die Schweizer Banken und Finanzdienstleister sollen von unnötigen Regulierungen entlastet werden, so dass sowohl gegenüber ausländischen Finanzplätzen als auch gegenüber allfälligen neuen Marktteilnehmern auf dem Schweizer Finanzplatz mindestens gleich lange Spiesse gewährleistet sind.

Vorschriften zum Ausbau der Rechnungslegung, der Organisation bzw. Governance einer Bank oder zur detaillierten Offenlegung auch bei kleineren Kantonal- und Regionalbanken schiessen jedoch weit über das Ziel einer angemessenen, risikobasierten Regulation hinaus. Als eigenständiger Unternehmer weiss ich, dass auch KMUs von einem leistungsfähigen Finanzplatz profitieren. Fällt dieser weg, droht uns ein erheblicher Wohlstandsverlust.

Warum haben Sie sich entschieden, für den Nationalrat zu kandidieren? Was ist Ihr persönliches Wahlziel?

Wir dürfen in einem wunderbaren Land leben. Ich fühle mich deshalb verpflichtet, mit meinen Fähigkeiten und Erfahrungen als Familienvater, Unternehmer und Politiker einen Beitrag zum Wohle unseres Landes zu leisten. Aufgrund meiner jahrzehntelangen politischen Erfahrung auf kommunaler und kantonaler Ebene verfüge ich über einen vollen Rucksack, um mich auch in Bundesbern kompetent einbringen zu können. Diese Chance möchte ich nun packen.

Wo setzen Sie Ihre persönlichen politischen Schwerpunkte?

Wir sind in der Schweiz in der glücklichen Lage, dass es für Mehrheiten mehrere Parteien benötigt, in der Regel mindestens drei. Ich durfte mir während all der Jahre in der kommunalen und kantonalen Politik das notwendige Rüstzeug zum Brückenbauen aneignen. Als Vorsitzender der kantonsrätlichen Gruppe Wohn- und Grundeigentum und Mitglied des Ausschusses der Gewerbegruppe durfte ich in den vergangenen Jahren mit Erfolg viele Brücken schlagen.

Weiter ist es mir ein Anliegen, dass wieder mehr Unternehmer in Bern die Sichtweise von KMUs in die politische Lösungsfindung einbringen. Meine politischen Schwerpunkte liegen vor diesem Hintergrund in der Wirtschaftspolitik und der Raum- und Infrastrukturplanung.


Sandro Lienhart 517

Sandro Lienhart, Jahrgang: 1991, Liste: Jungfreisinnige, Beruf: Kundenberater, Arbeitgeberin: Credit Suisse


Was sind Ihrer Meinung nach derzeit die wichtigsten politischen Themen für den Finanzplatz?

Aus meiner Sicht ist die Wahrung der Attraktivität und Stärke unseres Finanzplatzes die grösste und wichtigste Herausforderung. Der Finanzplatz soll die Anpassungen und regulatorischen Gegebenheiten dem Handelspartnern anpassen, jedoch muss politisch dafür gesorgt werden, dass kein genereller „Swiss Finish“ den Finanzplatz schwächt. Durch diese gesetzten politischen Leitblanken des Swiss Finish wird unser Finanzplatz unnötig geschwächt und wir beschäftigen den Finanzplatz zu stark mit sich selbst. Darunter leidet der Service sowie das Kundenvertrauen. Mitmachen ja, aber nicht übers Ziel hinaus regulieren!

Wie wollen Sie sich in Bern konkret für den Finanzplatz einsetzen, wenn Sie gewählt würden?

Ich will mich dafür einsetzen, dass unser Finanzplatz stark und vertrauenswürdig bleibt. Die betroffenen Unternehmen sollen internationale Standards einhalten und umsetzen. Jedoch werde ich über Regulierung strikt entgegen treten. Zudem muss das Kundenvertrauen auch international wieder gestärkt werden und so pauschale Datenlieferungen an Fremdstaaten , sei es von Mitarbeitern oder Kunden, konsequent abgelehnt werden. Als Dritte Priorität will ich mich dafür einsetzen, dass in der Breite die Wichtigkeit des hiesigen Finanzplatz wieder im Vordergrund steht: Er schafft Tausende von Arbeitsplätzen, generiert Millionen von Steuereinnahmen und bringt der Schweiz internationale Visibilität

Warum haben Sie sich entschieden, für den Nationalrat zu kandidieren? Was ist Ihr persönliches Wahlziel?

Es ist mir wichtig eine Stimme der jungen Generation geltend zu machen. Zahlreiche Probleme und Herausforderungen die heute auf dem politischen Parkett sind, werden uns die nächsten Jahrzehnte beschäftigen. So soll auch bereits heute die Generation, die es anschliessend am längsten betrifft, eingebunden werden. Ich möchte angehen und ändern was mich stört und so einen echten Beitrag dazu leisten die Schweiz zu verändern und nicht bloss darüber zu sprechen. Mein Wahlziel ist es, liberal denkenden Personen im Kanton Zürich eine echte Alternative auf dem Wahlzettel zu bieten.

Wo setzen Sie Ihre persönlichen politischen Schwerpunkte?

Ich möchte die Eigenverantwortung jedes Bürgers stärken. Dafür setze ich mich, unter anderem, für eine Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten, gezielte Investitionen in den motorisierten Individualverkehr sowie eine gesicherte Altersvorsorge ein.


Martin Hartmann 517

Martin Hartmann, Jahrgang: Liste: Unabhängigkeitspartei up!, Beruf: Project Manager Grossbank, Arbeitgeberin: Credit Suisse


Was sind Ihrer Meinung nach derzeit die wichtigsten politischen Themen für den Finanzplatz?

Die Schweiz braucht Marktzugang. Ich bin für Zusammenarbeit ohne Unterwerfung. Sind die Bilateralen auch nach 20 Jahren noch nicht in der Lage dies zu gewährleisten, sind sie zu kündigen und der Marktzugang über die Welthandelsorganisation (WTO) und das bestehende Freihandelsabkommen von 1972 zu erzwingen.

Ich bin für die Stärkung des Bankkundengeheimnisses und gegen den gläsernen Bürger. Wo immer möglich sind die Fehlentscheide zu Fatca, AIA, staatliche Überwachung von Zahlungsströmen rückgängig zu machen oder zu umsegeln. Die Schweizer Banken definieren ihre Standards selber.

Wie wollen Sie sich in Bern konkret für den Finanzplatz einsetzen, wenn Sie gewählt würden?

Der wertvollste Beitrag der Politik zum Gedeihen der Wirtschaft, ist diese nicht mit unnötigen Abgaben zu belasten. Ich akzeptiere keine Medien- (Serafe), Kirchen-, Stempel- und Verrechnungssteuern für Unternehmen. Auch hindert der Staat die Wirtschaft mit seiner Regulierungswut. Wir brauchen eine Regulierungsbremse. Insbesondere in der hochgradig regulierten Finanzindustrie mit dem beliebten Swiss Finish gilt es Gegensteuer zu geben. Weniger ist mehr.

Warum haben Sie sich entschieden, für den Nationalrat zu kandidieren? Was ist Ihr persönliches Wahlziel?

Ich bin ein Freiheitskämpfer. Ich will eine Gesellschaft von Bürgern, die Eigenverantwortung übernehmen und nicht für jedes Problem nach dem Staat rufen. Ich will selbst entscheiden. Es ist falsch, anderen vorzuschreiben, wie sie zu leben haben, solange die Freiheit Dritter nicht tangiert wird.

Wo setzen Sie Ihre persönlichen politischen Schwerpunkte?

Föderalismus und Subsidiarität sind die besten Mittel gegen Zentralismus und Staatswachstum. Es muss auf der untersten Ebene entscheiden werden. So entsteht ein Wettbewerb der Systeme. Nationale (NFA) wie auch innerkantonale Ausgleichszahlungen setzen dabei falsche Anreize, weshalb sie ersatzlos zu streichen sind.

Grundsätzlich bin ich für eine Opting-Out-Möglichkeit in allen staatlichen Systemen: Wer will kann gerne weiter beim staatlichen Bildungs-, Vorsorge-, Sozialhilfe-System mitmachen. Wer nicht will, muss die Möglichkeit haben, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.